Grasgeflüster (2000)

Stonermovie der Woche

Zitat aus Grasgeflüster

„Matthew… also diese Pflanze… die ich für Sie versorge… wie viel ist die wert?!“

Intro

Beim Genre Stoner-Film denkt man wahrscheinlich als erstes an Filme wie Cheech & Chong, Harold and Kumar oder Friday, in denen sich jeweils zwei mehr oder weniger verpeilte Chaoten-Freunde durch eine verrückte Geschichte kiffen. Dem muss aber natürlich nicht so sein! Mit Grasgeflüster haben wir einen Stoner-Film vor uns, in dem wir eine ältere englische Dame dabei begleiten, wie sie auf herrliche britisch-skurrile Art in die Welt des Grünen Goldes eintaucht.

Auch wenn die Figurenkonstellation in Grasgeflüster also eher ungewöhnlich ist, treten doch hier und da auch bekannte Muster zu Tage: Die Hauptfigur Grace wird getrieben von finanziellen Problemen und der Anbau von Hanf präsentiert sich als niedrigschwellige und harmlose Lösung ihrer Lage.

Die Geschichte spielt in einem beschaulichen südenglischen Fischerörtchen, das von exzentrischen Dörflern bewohnt wird und insgesamt eine liebevolle Atmosphäre verströmt. Ungewohnter könnte es für unser Genre ja kaum sein, aber ich schicke voraus, dieser Ausflug ins Landleben mit Grasgeflüster lohnt sich!

Summary von Grasgeflüster

Grace Trevethyn (Brenda Blethyn) lebt als Hobby-Orchideenzüchterin im schon erwähnten Dörfchen ein gutes und beschauliches Leben auf einem alten Anwesen, bis ihr Mann stirbt. Dann kommt heraus, dass er das Anwesen finanziell schwer belastet und sowieso scheinbar alle ursprünglich vorhandenen Mittel mit erfolglosen Geschäften in den Sand gesetzt hat: Grace ist nicht nur pleite, sondern hat 300.000 Pfund Schulden und nicht die geringste Ahnung, wie sie die Schulden abgetragen soll.

Gott sei Dank bringt ein großes Anwesen es oft mit sich, dass man einen Gärtner beschäftigt. Grace’ Gärtner heisst Matthew (Craig Ferguson), ist Schotte und vor allem ein talentloser Gras-Züchter. Er, seine Freundin Nicky (Valerie Edmond) und zwei Kumpels haben chronischen Gras-Mangel und als Grace ihn aufgrund ihrer neu entdeckten Schulden entlassen muss, kommt ihm die einzig vernünftige Idee: Die begnadete Gärtnerin Grace könnte ihm doch helfen, Hanf anzubauen, um so Grace zu retten (Saving Grace) und alle Probleme zu lösen.

Nach kurzer Skepsis ist Grace einverstanden und die beiden beginnen, im Gewächshaus des Anwesens, jede Menge Pflanzen hochzuziehen und so stattliche 20 Kilo zu ernten. Da aber Gras haben nicht identisch ist mit Gras verkaufen, hören die Probleme damit noch nicht auf.

Eigentlich wäre Matthew für die Kontakte mit Dealern in London zuständig, aber da Grace erfährt, dass er im Begriff ist, Vater zu werden, will sie ihn zu seinem Schutz möglichst von der Sache fern halten. Sie macht sich deshalb selbst auf den Weg nach London und versucht ihr Glück im dilettantischen Ansprechen von Passanten, was selbstverständlich nicht klappt.

Vielmehr endet ihre Aktion in Trunkenheit und etwas Zeit auf einer Polizeiwache. Von dort wird sie von der Londoner Geliebten ihres Mannes, Honey Chambers (Diana Quick) abgeholt, von der sie erst zuvor erfahren und sie auch einmal getroffen hatte. Honey kennt einen Dealer und vermittelt den Kontakt.

Dem freundlichen Hippie Vince (Bill Bailey) sind 20 Kilo aber zu viel und er vermittelt Grace wiederum weiter an den Unterwelt-Boss Jaques Chevalier (Tchéky Karyo). Trotz einiger Spannungen kann sich Grace mit ihm einigen und es geht zurück ins Heimatdorf, um die Ware zu sichern.

Chevalier verfolgt Grace dabei unbemerkt und langsam läuft alles auf ein Finale im Dorf zu. Während Grace und ihre Leute im Anwesen die Ernte vorbereiten wollen, taucht plötzlich ein ganzer Schwarm Orchideen-Liebhaber auf – Grace hatte zum Gartenfest geladen und den Termin vergessen. Zu allem Überfluss tauchen mehr oder weniger gleichzeitig auch der Vertreter der Bank, der sie das Geld schuldet, sowie der Dorfpolizist auf.

Aber die Dörfler halten natürlich zusammen und der Polizist ist deshalb das geringste Problem, er hat aber dummerweise zuvor aufgrund einer Verwechslung ein Einsatz-Team der Polizei angefordert, was natürlich wiederum schlecht ist. Grace und ihre Leute setzen deshalb ihre Ernte in Brand, um Beweise zu vernichten.

Die Rauchschwaden machen zwar alle auf dem Anwesen high, aber Grace und Matthew sind zumindest vom Haken. Grasgeflüster endet aber trotz Verlust der Ernte happy. Wir springen ein halbes Jahr in die Zukunft: Grace und Unterwelt-Boss Jaques Chevalier haben sich in ihren kurzen Aufeinandertreffen verliebt und heirateten. Ihre finanziellen Probleme sind gelöst, da sie ein erfolgreiches Buch über die ganze Geschichte geschrieben hat.

Cast and Crew

Grasgeflüster lebt zu einem guten Teil von Brenda Blethyn und Craig Ferguson. Während Ferguson vor allem als Comedian bekannt sein dürfte, hat Blethyn viel Erfahrung nicht nur in TV und Film, sondern auch auf der Bühne vorzuweisen.

Dem Deutschen Publikum könnte sich vielleicht am ehesten aus Stolz und Vorurteil bekannt sein, wo sie Mrs. Bennet gespielt hat. Ferguson, der auch am Drehbuch mitschrieb, ist hierzulande vielleicht zuletzt in Kick Ass aufgefallen.

Vom restlichen Cast ist vielleicht noch Martin Clunes zu nennen, der in Grasgeflüster den Dorfarzt spielt und auch ein wiederkehrendes und vor allem markantes Gesicht der britischen Schauspielwelt ist.

Regie führte Nigel Cole, dessen übrigen Werke meinem Eindruck nach in Deutschland eher unbekannt sind. Für alle, die, wie ich, Fans der gemütlichen Atmosphäre des Films sind, könnte es interessant zu wissen sein, dass die Dorfszenen vor allem in Boscastle und Port Isaac in Cornwall gedreht wurden. Was für eine Idylle!

Bewertung anderer

Grasgeflüster ist übewiegend positiv aufgenommen worden. In der IMDb kommt er auf 6,9/10 und auf Metacritic finden wir einen Metascore von 67. Rein finanziell war der Film ein moderater Erfolg, bei ca. 10 Millionen Dollar Kosten spielte er etwa 26 Millionen ein. Für alle, die kein Faible für Zahlen haben, übersetze ich das mal in „Grasgeflüster“ ist ganz gut, aber kein Meisterwerk.“

Fazit

Eingangs erwähnte ich schon, dass Grasgeflüster vom Schema-F des Genres abweicht. Bei mir kam aber nicht der Eindruck auf, dass diese Abweichungen erzwungen sind, sondern dass wir es hier mit einer genuin britischen Sicht auf das Thema zu tun haben, die traditionell etwas subtiler, skurriler und liebevoller als der gewohnte US-Film daher kommt.

Allein das beschauliche Fischerdorf und die in ihm angesiedelten Charaktere, die von Grace und Matthews Treiben übrigens früh Bescheid wissen und sich – typisch ländlich – entspannt zurücklehnen ohne ein Drama aus der Geschichte zu machen, reichen für mich schon aus, um dem Film eine Guck-Empfehlung auszusprechen.

Vor allem in der ersten Hälfte des Films kommt außerdem ein herrlich ruhiges und sehr passendes Tempo dazu, dass leider ab Grace Ausflug nach London in Hektik umkippt. Dieser Kipppunkt ist sehr schade, da gerade das Ende des Films für meinen Geschmack zu weit weg ist von dem besonderen Feeling des Anfangs und damit auf den letzten Metern noch einiges an „Gesamt-Coolheit“ (gerade erfunden) einbüßt.

Unterm Strich bleibt trotzdem ein Film, der eine positives Gefühl verbreitet, viele lustige Momente, interessante und liebenswerte Charaktere sowie schöne Schauplätze verbindet. Für alle, die gleichermaßen Freunde des britischen Films wie des Stoner-Genres sind, ist Grasgeflüster deshalb ein schöner Film, den zumindest ich auch in Zukunft noch weitere Male schauen werde, am besten an einem gemütlichen Nachmittag.

Wer Lust bekommen hat sich den Film anzuschauen kann die DVD/BlueRay bestellen

Der Artikel „Grasgeflüster“ ist am 28. November 2020 erschienen

Alle Stoner Movies der Woche:
Leaves of Grass
Cheech & Chong – Viel Rauch um Nichts
How High
Dude
Bill und Ted’s verrückte Reise durch die Zeit
The Big Lebowski
Half Baked
Bill und Ted – Face the Music
Reefer Madness
Easy Rider
Henghasch – Mord mit Aussicht
Harold und Kumar 1
Strange Wilderness
American Ultra
Harold und Kumar 2
Fritz the Cat
„Ey Mann wo is mein Auto?“
Fear and Loathing in Las Vegas
Rockers
Grasgeflüster
The Harder they come
Inherent Vice – Natürliche Mängel

Das Stonermovie Genre im Überblick

Bericht über Butschi’s und Schnuffi’s Stonermovie Podcast

Stony Friday Movie Night, der Stoner-Movie-Podcast

Angelika Koch

Angelika Koch

Angelika ist eine passionierte Autorin und Expertin auf dem Gebiet des Cannabis-Lifestyles. Mit ihrer jahrelangen Erfahrung in der Branche hat sie sich nicht nur ein umfassendes Wissen über den Anbau und die Verwendung von Cannabis angeeignet, sondern auch über die politischen und rechtlichen Aspekte, die damit einhergehen. Ihre Art zu schreiben ist gekennzeichnet durch ihren unverwechselbaren, freundlichen Stil, der sowohl informativ als auch unterhaltsam ist. In ihren Artikeln vermittelt sie nicht nur praktische Tipps zum Anbau von Cannabis, sondern auch spannende Einblicke in die vielfältigen Möglichkeiten, wie man Cannabis in den Alltag integrieren kann.