Dabbing – die neue Rauchkultur

Dabbing – die neue Rauchkultur

Dabbing – eine kurze Einführung

Wer in den letzten zwei bis drei Jahren aufmerksam im Internet, auf Messen oder in Headshops herumgeschaut hat, dem sind Berichte, Rauchgeräte und Zubehör aufgefallen, die einen neuen Trend im Bereich Rauchkultur aufzeigen. Dabbing, das Rauchen von Cannabisextrakte ist aus den USA zu uns herüber geschwappt. Das heißt aber auch, dass es eine Flut an neuen Begriffen wie BHO, Wax, Shatter, Crumble, Budder, etc. gibt, welche einen erst mal erschlagen können.

In diesem Artikel werde ich das ganze Thema Dabbing und seine Begrifflichkeiten etwas näher beleuchten.

Was ist Dabbing überhaupt?

Dabbing (deutsch tupfen) bezeichnet die Tätigkeit Cannabisextrakte mithilfe einer heißen Oberfläche zu verdampfen und den dabei entstandenen Dampf zu inhalieren. Dies geschieht in der Regel mit Hilfe einer Dabbing Rig, einer kleinen Bong mit einem extra Ölkopf (auch Banger genannt) oder Nagel, welcher mit einem Bunsenbrenner (einer Torch) vorher erhitzt wird. Danach tupft man das Konzentrat auf den heißen Nagel und es verdampft. Das Konzentrat im Allgemeinen wird Dab genannt.

Welche Arten von Dabs gibt es?

Es gibt zig verschiedene Namen und Bezeichnungen für Extrakte, wobei sie meist auf die unterschiedlichen Herstellungsarten oder Konsistenzen hinweisen.

Dabs mit Lösungsmittel

Die am meisten verbreitete Form ist BHO, was für Butan-Honey-Oil steht. Wie der Name schon erahnen lässt, wird dieses Extrakt mit Hilfe von Butan, einem sehr starken Lösungsmittel (Flüssiggas), gewonnen. Es gibt auch noch eine weitere Form die sich DHO, Dimethylether-Honey-Oil, nennt, sie wird genauso gewonnen, bloß mit einem anderen Flüssiggas. Je nachdem wie man sein BHO nach der Extraktion verarbeitet, verändert sich die Konsistenz und damit auch der Name.

Rührt man zum Beispiel sein Extrakt bis es cremig wird, nennt man es Budder. Lässt man es aber in Ruhe liegen und bewegt es nicht, erhält man eine Art Glasplatte, welche zerbricht, wenn man sie fallen lässt und meist lichtdurchlässig ist, dies heißt Shatter. Zwischen diesen beiden Zuständen gibt es noch Crumble, was eine trockene und poröse Struktur hat, Wax mit einer wachsartigen Konsistenz und Honeycomb, was sehr leicht und luftig ist und mich persönlich immer an einen Schwamm erinnert, um nur die bekanntesten zu nennen.

Dabbing Crumble
Crumble
Dabbing Rosin
Rosin

Wenn man für die Herstellung statt getrockneter Blüten, frisches Pflanzenmaterial verwendet, erhält man Live-Resin, ein sehr aromatisches und geschmackvolles Produkt.

Man kann aber auch mit anderen Lösungsmitteln wie Alkohol extrahieren, diese Methode nennt sich QWISO, was für Quick-Wash-Isopropyl steht.

Alle diese mit Lösungsmitteln hergestellten Extrakte müssen nach der Herstellung gepurged werden. Das heißt, sie müssen von dem Lösungsmittel gereinigt werden, was mit Wärme und/oder einer Vakuumkammer geschieht.

Rosin – Dabs ohne Lösungsmittel

Aufgrund seiner einfacheren und risikoärmeren Herstellung gewinnt aber eine andere Form des Extraktes immer mehr an Beliebtheit und Relevanz in der Cannabisszene: Rosin.

Rosin wird ohne Lösungsmittel dafür mithilfe einer Rosin-Presse gewonnen. Dazu werden Blüten, Kief oder Hash in extra Bags (durchlässige, als Sieb fungierende Beutel) gefüllt und dann zwischen die vorgeheizten Pressplatten und eine PTFE-Folie gelegt und für ein paar Sekunden bis wenige Minuten gepresst.

Dabbing Live Rosin

frisches Rosin aus der Presse

Dabbing Rosin Presse

die Rosin Presse

Entscheidend für die Konsistenz und Beschaffenheit des Produkts sind der Pressdruck, die Temperatur der Pressplatten, die Zeit und die Qualität des Ausgangsmaterial. In der Regel bewegt man sich bei der Temperatur zwischen 70° C und 120° C und beim Druck bis zu mehreren Tonnen, nach oben sind dem keine Grenzen gesetzt. Die Dauer beträgt zwischen 30 Sekunden und wenigen Minuten.

Bei der Rosin Herstellung zeigt sich auch am einfachsten, ob man eine gute Qualität an Weed benutzt hat. Kommt viel Rosin raus, war auch der THC-Gehalt hoch.

Die Vorteile von Rosin gegenüber BHO liegen vor allem für den Hobbyuser auf der Hand: Aufgrund des fehlenden Lösungsmittels braucht man keine Angst vor Explosionen in den eigenen 4 Wänden zu haben und, ein für mich sehr großer Vorteil, man kann sein fertiges Rosin direkt konsumieren. Es muss nicht gereinigt werden, es kann direkt von der Folie in den Banger.

Destillat

Destillieren ist die reinste Form des Extraktes. Hierzu werden mit Hilfe von Hitze die einzelnen Cannabinoide verdampft, weitergeleitet und wieder abgekühlt. Dadurch bekommt man ein hochreines Produkt, welches nur noch die jeweiligen Cannabinoide enthält. Da bei diesem Vorgang leider keine Terpene mitkommen, weil diese andere Siedetemperaturen haben als THC und Co, werden die Terpene oft nachträglich selbst wieder hinzugefügt, damit das Destillat auch nach etwas schmeckt.

Dabbing - Destillat
Dabbing: Destillat

Häufig werden Destillate für Cartridges (deutsch: Patrone) verwendet: „geladene“ Aufsätze für Vape Pens. Leider sind die dafür nötigen Geräte und Ausrüstung so teuer, dass es für Privatleute oft unerschwinglich ist und dann eher nur von größeren Firmen und Produzenten verwendet wird.

Vor- und Nachteile

Nun muss man sich die Frage stellen, lohnt sich der ganze Aufwand überhaupt? Welche Vorteile hat Dabben im Vergleich zum herkömmlichen Joint?

Der erste Vorteil beim Dabbing ist die schnell eintretende Wirkung. Während es beim Rauchen von Blüten oder Hash ein paar Minuten dauert bis die Wirkung eintritt, wirkt das Extrakt sofort nach wenigen Sekunden, verliert seine Wirkung aber auch schneller wieder.

Außerdem braucht man, da es ja ein Extrakt ist, viel weniger „Masse“ für dieselbe Wirkung, was vor allem für Leute mit einer hohen Toleranz interessant ist. Anstatt sich riesige Joints bauen zu müssen, kann man einfach ein viel kleineres Stück Extrakt dabben. Dies ermöglicht auch einen schnelleren und unauffälligeren Konsum durch z.B. Dab Pens.

Zudem ist dabben auch nicht so gesundheitsschädlich wie Rauchen, da das Material hierbei nur verdampft wird und keine Verbrennungsstoffe entstehen.

Zu guter letzt darf der Geschmack nicht unerwähnt bleiben. Allein dadurch, dass nicht verbrannt wird, schmeckt es schon besser, weil aber auch die Terpene (Geschmacks und Geruchstoffe) konzentriert werden, kann es je nach Sorte beim Dabbing zu einer wahren Geschmacksexplosion werden.

Als Nachteil zu sehen sind beim Dabbing der große Aufwand der Verarbeitung und die relativ hohen Anschaffungskosten für das Equipment. Außerdem besteht bei Gasextraktion das Risiko einer Explosion, wenn man nicht die richtigen Sicherheitsvorkehrungen trifft.

Hierbei muss jeder für sich selbst abwägen, ob es ihm Aufwand, Kosten und Risiko wert sind.

Ich persönlich möchte das Dabbing nicht mehr missen.

Der Artikel wurde von Cain im Mai 2020 geschrieben.

Bilder: Tampe-Media, Pixabay