Die Cannabis Terpene
Terpene lassen das Gras duften
Ihre Blüten können nach Pfefferminz riechen, nach Zimt, Sandelholz, Kiefer oder gar dunkler Schokolade. Oder nach Zitrone, Grapefruit, Mango, Ananas, Banane, Blaubeere, Erdbeere oder Himbeere. Oder nach einem der ca. 200 weiteren Terpenen, die für den Duft der Pflanze verantwortlich sind.
Das Aromenspektrum der Cannabispflanze ist dank der Terpene faszinierend vielfältig und neben dem im Pflanzenreich einzigartigen THC, der legendären Faserqualität und den extrem gesunden, nahrhaften Samen eine weitere herausragende Besonderheit des Hanfes.
Die Cannabiskultur, das Anbauen und Konsumieren von Cannabis sind zweifellos nicht nur eine Rauschkultur, sondern in ganz starkem Maße auch eine Aroma-Genusskultur. Die jedoch von der allgemeinen medialen Berichterstattung, jenseits der Hanf-Fachpresse, hartnäckig ignoriert wird, es dreht sich bei TV- oder Print-Beiträgen über Cannabis stets ausschließlich um THC, nach dem Motto „diesen Süchtlingen geht es doch allein um ihren seligmachenden Stoff.“
Doch Hanf-Leidenschaft bedeutet für viele mehr als den bloßen Konsum von THC. Die köstlichen Hanf-Aromen mit ihrer schillernden Vielfalt gelten den meisten Growern und Smokern als weiteres genussliches Faszinosum, analog zu Weintrinkern und ihrer Geschmackskultur.
Mit dem Unterschied, dass die Verschiedenartigkeit der Aromen beim Hanf deutlich stärker ausgeprägt ist als beim Wein mit seinen oftmals lediglich schwach nuancenartigen und nur mit viel Fantasie wahrnehmbaren Geschmacksattributen.
Wann kommt der Tag, an dem im spätherbstlichen Deutschland im Lokal „Reblaus“ die Verkostung des neuesten Primeur-Weins stattfindet, und gleich nebenan im Coffee-Shop das Test-Rauchen der neuesten Primo-Outdoor-Ernten, ganz legal?
Bis es hoffentlich irgendwann soweit ist, müssen Deutschlands Cannabis-Liebhaber weiterhin im Untergrund ihrer Leidenschaft nachgehen, untereinander Proben ihrer neuesten, selbst gegrowten Gras-Geschmackswunder austauschen und darüber diskutieren, fachsimpeln und ins Schwärmen geraten.
Obwohl die Forschung an Cannabis in den letzten 80 Jahren auf ein Minimum reduziert wurde und sich die Wissenschaftler in der Vergangenheit nur schwer Mittel zur Forschung an Cannabis besorgen konnten, weiß man heute von über 200 verschiedenen Terpenen in den Cannabispflanzen.
Nicht alle Terpene kommen in jeder Hanfpflanze vor, jede Sorte hat ihre genetische Veranlagung und bringt nur einige der möglichen Terpene mit. Es sind diese Terpene, die für den Geruch von Cannabis verantwortlich sind,
Besonders hoch im Kurs stehen Cannabissorten mit fruchtigen Terpenen, dazu gleich mehr. Doch welche Biochemie steht eigentlich hinter den verschiedenen Aromen, die von der Hanfpflanze gebildet werden können?
Das Aromaprofil wird vor allem durch sogenannte Terpene gebildet. Terpene sind Hydrocarbonverbindungen (C5H8-Molekülketten), die wie auch das THC in den Trichomen, den Harzdrüsen der Hanfpflanze gebildet werden. Sie kommen auch in einer großen Anzahl anderer Pflanzen, z. B. Koniferen, vor und sind dort wie auch beim Hanf der Hauptbestandteil von Harzen und Ölen.
Beim Hanf besteht indessen eine Besonderheit darin, dass nicht-aromatische Terpen-Polymere hier auch als Ausgangstoff für die Biosynthese von Cannabinoiden einschließlich THC dienen. Das THC selbst ist geruchlos, Drogenspürhunde reagieren also auf die duftenden Terpene von Marihuana und können demnach kein synthetisches THC erschnüffeln.
An aromatischen Terpenen hat man in der Hanfpflanze bislang über 200 verschiedene Typen nachweisen können. Daraus ergeben sich schier endlose Kombinations- und Aromamöglichkeiten, wobei die konkrete Ausformung des Aromas einer Sorte auch von den jeweiligen Anbaubedingungen, der Bodenzusammensetzung, Düngung und dem spezifischen Klima abhängt.
Die häufigsten Terpene im Cannabis
Alpha-Pinen
Alpha-Pinen ist das Terpen, das mit dem Kiefernduft in Ihren Knospen assoziiert wird. Man findet es in Kiefernnadeln, Rosmarin, Basilikum, Pasley und Dill. Kräuterkundige verwenden es traditionell bei Asthma, Schmerzen, Geschwüren, Entzündungen und Angstzuständen. Einige sagen, dass es die Wachsamkeit verbessert. Verdampft bei 155ºC.
Beta-Pinen
Beta-Pinen ist eines der in der Natur am häufigsten vorkommenden Terpene mit einem starken Geruch nach Kiefernholz. Man findet es in Kiefern, Kreuzkümmel, Hopfen und auch in Cannabis. Verdampft bei 166ºC.
Sabinen
Eine weitere Cannabis-typische Terpen-Verbindung ist Sabinen, das z. B. auch von Eichen, Karotten und Teebaumpflanzen gebildet wird, aber auch in schwarzem Pfeffer vorkommt und zu dessen Schärfe beiträgt. Verdampft bei 164ºC.
Myrcen
Auch Myrcen ist in Cannabis enthalten und hat einen erdigen, leicht moschusartigen Duft, der an Nelken und Kardamom erinnert. Dieses Terpen kommt darüber hinaus z. B. in Myrcia (namensgebend), Verbenen, Mango, Zitronengras und Lorbeer vor. Myrcen dient der Parfümindustrie als ein Schlüsselaromastoff. Ihm wird eine entspannende Wirkung nachgesagt. Es verdampft bei bei 167ºC.
Beta-Caryophyllen
Wenn Sie jemals einen starken holzig-würzigen Geruch von Nelken/Pfeffer in Ihren Blüten bemerkt haben, dann ist das Beta-Karyophyllen. Es wird zur Behandlung von Schmerzen, Angstzuständen, Depressionen und Geschwüren gebraucht. Stressabbau scheint ein weiterer Effekt zu sein, es findet sich in schwarzem Pfeffer, Nelken und Zimt, und verdampft bei 130ºC. Es heißt, dass Drogenspürhunde auf eine spezielle Caryophllen-Verbindung als Leitsubstanz für die Cannabissuche abgerichtet sind, Caryophyllenepoxid.
Linalool
Linalool ist das Terpen, das dem Cannabis einen blumigen Duft verleiht. Es kommt in Lavendel vor und wurde von Kräuterkundlern traditionell zur Behandlung von Angstzuständen, Depressionen, Schlaflosigkeit, Schmerzen, Entzündungen und Neurodegeneration verwendet. Es wird zur Sedierung und Stimmungsverbesserung verwendet. Verdampft bei 198ºC.
Terpineole
Terpinolen hat einen blumigen und kräuterartigen Geruch mit einem Kiefernduft. Es kommt in Muskatnuss, Teebaum, Koniferen, Äpfeln, Kreuzkümmel und Flieder vor. Man nimmt an, dass es als Antioxidans, antibakteriell und antimykotisch nützlich ist. Es ist auch als Beruhigungsmittel nützlich. Bei Cannabis könnte es die entspannende Wirkung unterstützen. Verdampft bei 186ºC.
Cineol
Cineol ist Hauptbestandteil im ätherischen Öl von Eukalyptus und wird deshalb auch Eucalyptol genannt, es kommt aber auch z. B. in Basilikum, Salbei, Safran, Minze und Teebaumöl vor.
Limonen
Limonen hat ein frisches und würziges Zitrusaroma. Limonen kommt in Zitrusfrüchten und der Fruchtschale, Pfefferminze, Rosmarin und Wacholder vor. Kräuterkundige haben Limonen bei der Behandlung von Angstzuständen, Depressionen, Entzündungen und Schmerzen eingesetzt, es hat eine Appetit fördernde Eigenschaft, und kann die Stimmung heben und Stress abbauen. Verdampft bei 176ºC.
Humulen
Humulene hat einen holzig-erdigen Geruch, der an Hopfen erinnert. Es kommt in Hopfen, Koriander, Nelken und Basilikum vor. Kräuterkundler empfehlen seine Verwendung als Entzündungshemmer. Verdampft bei 106ºC.
Ocimene
Ocimen hat einen süßen Duft, mit einem pflanzlichen und holzigen Aroma. Es kommt in Minze, Petersilie, Pfeffer, Basilikum, Mangos, Orchideen und Kumquats vor. Man nimmt an, dass es als antivirales, antimykotisches, antiseptisches und abschwellendes Mittel von hohem Wert ist und eine antibiotische Wirkung hat. Es verdampft bei nur 100ºC. Es handelt sich um ein empfindliches Terpen, das zur Konservierung eine sorgfältige Trocknung/Härtung der Knospen erfordert.
Campher
Campher ist ein stechend riechendes Terpen, das oft als Nebenbestandteil in vielen gängigen Ölen wie Terpentin, Zypressenöl, Kampferöl, Citronellaöl und anderen gefunden wird. Es riecht nach Tannennadeln und feuchter Erde. Es wird als nützlich bei bakteriellen und Pilzinfektionen angesehen. Verdampft bei 159ºC.
3-Caren
Mit einem starken süßen und stechenden Aroma riecht dieses Terpen nach einem feuchten Kiefernwald, erdig mit Kieferndüften. Es kann bis zu 40% des Terpentinöls ausmachen. Verdampft bei 171ºC.
p-Cymol
p-Cymol kommt in Kreuzkümmelöl und Thymianöl vor. Es wird auch als Dolcymen oder Camphogen bezeichnet, ist ein aromatischer Kohlenwasserstoff, genauer ein Alkylbenzo, und gehört zu den monocyclischen Monoterpenen. Es ist eine farblose, entzündliche Flüssigkeit mit charakteristischem Geruch. Es verdampft bei 177ºC.
Eukalyptol
Eukalyptol ist ein Terpen, das 90% des Eukalyptusöls ausmachen kann. Es kommt in vielen Pflanzen vor, darunter Basilikum, Rosmarin, Salbei und Lorbeerblättern. Es hat einen minzigen Geruch. Man nimmt an, dass es eine beruhigende Wirkung hat. Verdampft bei 176ºC.
Geraniol
Geraniol ist ein Terpen mit einem süßen Rosenduft. Wie viele andere Terpene wird es ausgiebig in Parfüms verwendet. Geraniol ist ein Hauptbestandteil von Rosenöl, Citronellaöl und Palmarosaöl. Es soll die Entspannung fördern. Verdampft bei 230ºC.
Nerolidol
Nerolidol gibt es in zwei Formen, es ist ein Terpen, das in Ingwer, Jasmin, Teebaum und Lavendel vorkommt. Es hat ein holziges Aroma, das an frische Baumrinde erinnert. Verdampft bei 122ºC.
Guaiol
Guaiol ist ein Terpen, das in Zypressenkiefer, Guaiacum und Cannabis gefunden wird. Es schmilzt bei 92ºC und man nimmt an, dass es eine angstlösende Wirkung hat.
Bisabolol
Bisabolol hat ein süßes, blumiges Aroma. Bisabolol ist der Hauptbestandteil des Öls der deutscher Kamille. In der Heilkunde hat es hautheilende Eigenschaften, es verdampft bei 153ºC. Diesem Terpen werden reizlindernde, entzündungshemmende und antimikrobielle Eigenschaften zugeschrieben.
Hanf-Sorten und ihre Terpene
Im Zusammenspiel mit den vielen anderen Terpenen, die von der Hanfpflanze gebildet werden können, ergeben sich aber nicht nur Zitrusfruchtnoten, sondern auch viele andere Fruchtnoten wie z. B. Beerenfruchtaromen – Cannabisblüten können auf verblüffende Weise auch nach Erdbeere, Blaubeere oder Himbeere riechen und schmecken. Himbeer-Aroma ist besonders selten und potenziell z. B. bei Warlock von Serious Seeds anzutreffen, diese Sorte produziert manchmal einen besonderen Himbeer-Phänotyp.
Strawberry Cough von Dutch Passion und die Schweizer Sorte Erdbeerli trumpfen dagegen mit einem leckeren Erdbeer-Aroma auf. Legendär und unverwechselbar ist das köstliche Blaubeer-Aroma der Original Blueberry von Dutch Passion und DJ Short.
Somango von Soma Seeds ist mit einem feinen Mango-Aroma gesegnet, das gleiche gilt für die KC Brains-Sorte Mango. Eine weitere Fruchtsorte ist die einzigartige Pineapple Punch von The Flying Dutchmen/Sensi Seeds, sie besitzt einen unglaublichen Ananas-Geruch und –Flavour. Zitrusnoten treten bei Hanf-Fruchtsorten jedoch am häufigsten auf.
Die berühmte Diesel-Genetik in ihren diversen Ausprägungen wie z. B. Sour Diesel, New York City Diesel oder Acid stellt die weltweit wohl beliebtesten Fruchtsorten, das extrem intensive Grapefruit-Aroma dieser Strains verblüfft jeden Grower und Smoker. Aber auch die Nicht-Diesel-Sorte Sweet Pink Grapefruit weiß mit ihrem Grapefruit-Aroma zu begeistern.
Auch Orangen-Aromen sind in der Sortenwelt stark vertreten, z. B. durch Dutchmen’s Royal Orange, California Orange, Orange Skunk oder Cali Orange Bud. Das gleiche gilt für Sorten mit Zitronen- bzw. Limonenaroma. Lemon Skunk zählt hier zu den bekanntesten Vertretern, es gibt diese Sorte z. B. bei Greenhouse Seeds und DNA Genetics.
Bei einer Lemon Skunk-Kultur (DNA Genetics) des Growers Raztazotti wurden Buds mit einem wunderbar zitronigen Bouquet produziert, es war, als wenn man an echten Zitronen riechen würde. Auch Super Lemon Haze von Greenhouse Seeds ist sehr zitronig, die Besonderheit bei dieser Genetik ist, dass es den Züchtern gelang, das Lemon-Aroma mit dem unschlagbaren Up-High einer echten Haze zu paaren.
Man sieht, dass die Hanfpflanze wie keine andere Pflanze in der Lage ist, unterschiedlichste, absolut faszinierende Aromen zu produzieren. In Zukunft werden sicherlich noch mehr Cannabis-Fruchtsorten gezüchtet werden, denn Terpene und deren Erforschung sowie züchterische Berücksichtigung sind zur Zeit ein großes Thema in der Breeder-Szene.
Der Artikel „Die Cannabis Terpene“ ist am 15. Oktober 2020 erschienen