Easy Rider – 1969

Hanfseite präsentiert den Stoner Movie der Woche

Zitat

„Was du für sie repräsentierst ist Freiheit. Aber von Freiheit reden und wirklich frei sein ist nicht dasselbe. Sie reden und reden von individueller Freiheit aber wenn sie jemanden sehen der frei ist, bekommen sie es mit der Angst zu tun.“ – George

Intro

Was ist der Unterschied zwischen einem Kiffer und einem Pionier? Der eine, in den Augen der Gesellschaft, ist ein Süchtiger und der andere ein Wegbereiter, welcher in einem Gebiet einen bahnbrechenden Einfluss hat.

Warum ist dann der Kiffer kein Wegbereiter mit einem bahnbrechenden Einfluss auf die Gesellschaft, das Recht und den Geist des modernen Menschen? Wahrscheinlich die Ansicht des Rechtssystems. Was die beiden aber verbindet, ist wohl das Gefühl in einer Umgebung zu existieren, welche sie einengt.

Der Film Easy Rider (1969) erscheint mir, nach einer tieferen Analyse, nicht mehr wie ein Film, welchen man in der alten DVD Truhe seines Vaters findet, sondern eher wie ein Symbol des liberalen Geistes, in einer Zeit, in der lange Haare dich als Schlapschwanz klassifiziert haben, der Angst vor der Gesellschaft und seinen Normen hatte, egal wie viel Kokain du durch das Land schmuggelst.

Der von Peter Fonda und Dennis Hopper erschaffene Kult-Film Easy Rider, ist die Geschichte von zwei Männern, welche mit ihren ikonischen Motorrädern (welche während der Dreharbeiten übrigens gestohlen wurden) durch die Asphalt-Steppe Amerikas der 60er Jahre reiten und auf ihrer Reise den Zeichen der Zeit begegnen, die dich an Konflikte denken lässt, welche uns heute noch das Benzin aus dem Tank ziehen.

Wer die beiden Easy Rider überhaupt sind, wieso der Snyder Cut ein Witz gegen den Hopper Cut ist und wie der Film die Indie-Szene in den Mainstream brachte, erfährst du in den kommenden Zeilen.

Summary

Unser erster Raststop ist die Zusammenfassung der Story des Films, aber was an diesem Film anders ist, ist das er keine hat. Es gibt keinen Inciting Incident/Call-to-Adventure, keinen Antagonisten (außer die Gesellschaft selbst) und keine Charakter Arc. Es sind zwei Jungs, Wyatt und Billy, welche, nach einem erfolgreichen Kokain Deal, genug Geld haben, um sich zur Ruhe zu setzen und den Erfolg wollen die beiden feiern, indem sie nach New Orleans zum Mardi Gras cruisen.

Auf dem Weg treffen sie eine Hippie Commune, einen besoffenen Anwalt und eine Menge Vorurteile, welche auch dem moderne Stoner immer wieder begegnen. Am Ende sind es Ignoranz und Sadismus, welche dem Freiheitshigh der beiden, einen Stock zwischen die Räder wirft.

Aber auf der sonnigeren Seite der Story wird nicht nur in jeder Szene geraucht als würden die beiden dafür bezahlt werden (was sie auch wurden), sondern jeder verrauchte Strain ist auch aus 100% echtem Weed. Props oder Nikotin Alternativen sind hier nicht nötig, denn vor allem hier ist das Rauchen selbst ein Zeichen der Konterrevolution.

Wichtig für die Filmindustrie war außerdem, dass der Film den Indie-Film näher an das Mainstream Hollywood Kino führte. Nach seinem unvorhersehbaren Erfolg, setzten Produktionsstudios nun auch auf die Ideen und Fantasien von kleineren Filmemachern, um Erfolgskino zu kreieren. Etwas, wofür so ziemlich jeder Filmstudent dankbar sein sollte.

Cast & Crew von Easy Rider

Die Geschichten, der Cast und Crew in Easy Rider an sich sind selbst schon einen Film wert. Zu allererst wurde der Film ohne ein wirkliches Drehbuch geschossen. Der Dialog wurde sich während des Filmens ausgedacht und die Produktion begann ohne weitere Informationen außer den Namen der beiden. Vielleicht ist es aber auch genau diese Ziellosigkeit, welche den Film zu dem Symbol der Freiheit macht, das er ist.

Aber beginnen wir mit dem ersten Cruiser: Peter Fonda spielt Wyatt (auch Captain America genannt), welcher durch seine hippe Art und einen groovy Gestikus, den lockeren Style der Konterrevolution der 60er und 70er darstellte. Leider hatte er aber nach dem Film nicht mehr sehr viel Erfolg. Sein nächster bekannter Film war in 2007’s 3:10 to Yuma, das war’s aber auch.

Der Mann starb außerdem leider letztes Jahr an Lungenkrebs. Was seine Filme nicht besser machte, aber nach einem Blick auf seine Filmographie zeigt, dass er bis zum Ende das machte, was er liebte: Schauspielern. Etwas, was mich beinah zu Tränen rührt, vor allem da seine Schwester sagte, dass er lachend starb.

Einen weiteren Film von ihm, welcher er vor Easy Rider machte, den ich nur empfehlen kann ist The Trip, welcher aber ein Thema anspricht das mich eher abturnt: Lysergsäurediethylamid (LSD), (aber hey, jedem seins) und in den Hauptrollen immer noch Dennis Hopper und Peter Fonda hat.

Als Drehbuchautor für The Trip diente unser nächster Mitspieler: Jack Nicholson, welcher George spielt. Ein südländisches Square (abwertender Begriff der 60er und 70er für Menschen welche an Anzüge, Heteronormativität und die Sitten der Zeit glaubten), das mit den beiden nach New Orleans fahren will.

Jack Nicholson verliert sich in dieser Rolle als wäre er in Trance. Sogar an den Stellen, wo ich dachte, dass er den Charakter nicht aufrechterhalten könnte, spielte er ihn wie eine zweite Persönlichkeit. Dadurch war ihm seine erste Oscar Nominierung natürlich sicher, was den Punkt, dass der Stoner Film ein Sprungbrett für zukünftige Stars ist, wieder einmal bestätigt.

Übrigens, falls du nicht weißt, wer Jack Nicholson ist oder wie der Rest meiner Family denkst, es wäre Anthony Hopkins (meine Freundin war sogar der Meinung es wäre Nicolas Cage), hier ein paar seiner bekanntesten Filme: Chinatown (1974), Einer Flog über das Kuckucksnest (1975), The Shining (1980), Eine Frage der Ehre (1992), Die Wutprobe (2003, einer meiner Lieblinge und ja ich weiß, ich habe keinen Geschmack) und Departed-Unter Feinden (2006).

Damit kommen wir auch schon zu Dennis Hopper und mein Gott ist der Mann ein Dübel, der nicht aufhört zu brennen. In der Rolle des Billy war er schon der energischere der beiden, aber als echter Mensch war er noch interessanter.

Die erste Geschichte, über welche man in einem Artikel schreiben sollte, wäre wahrscheinlich die, wo er mit Rip Torn ein Interview führte, welcher eigentlich George spielen sollte, und sich Rip so darüber aufregte, dass Hopper abwertend über die Südstaatler redete (der eher rassistische, konservative Teil Amerikas), dass sich die beiden beinah schlugen und Rip sogar ein Messer zog.

Als sie dann nach Produzenten suchten, um den Film zu finanzieren, verließen manche nach einem Meeting das Projekt, weil Hopper anscheinend mehr am Fluchen war, als eine Nutte, der die Börse abhandengekommen ist. Danach sagte er Gästen in einem Restaurant, indem sie filmten, dass die beiden Charaktere gerade ein Mädchen vergewaltigt und umgebracht hatten, damit die Reaktionen der ‘‘Gäste/Darsteller‘‘ realistischer seien.

Davon ab wurde nie künstliches Licht benutzt (Hopper sagte „Gott ist der beste Grip“) und die Umgebungsgeräusche wurden auch nicht rausgeschnitten (aber keine Beschwerden von diesem Kritiker).

Mehr? Der originale „Hopper-Cut“ von Easy Rider war knapp vier Stunden lang und enthielt knapp 13 weitere Szenen, wo die beiden einfach nur auf ihren Bikes durch die Steppe fuhren. Leute fanden Hoppers Easy Rider so unangenehm, dass die Produzenten ihn und seine Freundin nach Taos schickten, damit sie den Film auf die 96-Minuten-Version schneiden konnten, die wir heute kennen, ohne, dass Hopper irgendjemanden umbringen würde.

Leider enthält die neue Version bestimmte Storyelemente nicht, welche den Film an manchen Ecken ein wenig sinnvoller gemacht hätten. Diese waren (falls du den Film schon gesehen hast und interessiert bist):

  • Die ursprüngliche Eröffnung, welche Wyatt und Billy bei einer Stuntshow in Los Angeles zeigt (ihre eigentlichen Jobs).
  • Wie Wyatt und Billy vom Promoter abgezockt werden.
  • Wie sie in einen Biker-Kampf geraten.
  • Wyatt und Billy holen Frauen bei einem Drive-In ab.
  • Wyatt und Billy fahren nach und fliehen aus Mexiko, um das Kokain zu holen, das sie verkaufen.
  • Eine aufwändige Verfolgungsjagd von Polizei und Hubschrauber, die eigentlich zu Beginn stattfand, nachdem die Polizei Wyatt und Billy über Berge und über die mexikanische Grenze gejagt hatten.
  • Der Roadtrip aus LA wurde in voller Länge mit Steppenwolfs „Born to Be Wild“ und Werbetafeln auf dem Weg, welche ironische Kommentare enthielten.
  • Wyatt und Billy werden von einem Polizisten angehalten, während sie mit ihren Motorrädern über eine Autobahn fahren.
  • Wyatt und Billy treffen auf eine afro-amerikanische Motorradbande.
  • Zehn zusätzliche Minuten für die flüchtige Cafészene in Louisiana, in der George geschickt den Frieden bewahrt.
  • Wyatt und Billy checken in ein Hotel ein, bevor sie zu Madam Tinkertoy gehen.
  • Eine erweiterte und viel längere Madam Tinkertoy-Sequenz.
  • Erweiterte Versionen aller Lagerfeuerszenen, einschließlich des rätselhaften Finales, in dem Wyatt sagt: „Wir haben es vermasselt, Billy“.

Auf der positiven Seite bezahlte Hopper knapp eine Millionen, um die Produktion von Easy Rider am Laufen zu halten. Leider verstarb aber auch er schon 2010 an Prostatakrebs.

Seine Filme, die in die amerikanische National Film Registry aufgenommen wurden, waren Rebel without a Cause (1955), Giant (1956), Cool Hand Luke (1967), Easy Rider (1969), Apocalypse Now (1997) und Hoosiers (1986). Persönlich finde ich das True Grit (1969), Blue Velvet (1986), True Romance (1993) und Waterworld (1995) auch auf der Liste sein sollten. Na gut, vielleicht nicht Waterworld, aber da kann sich jeder seinen Dübel drüber drehen.

Aber egal was oder wie viel es gekostet hat Easy Rider zu erschaffen: der Film ist ein Goldstück. Nicht nur ist sein Soundtrack legendär, einer der Top 10 meistverkauften CD’s des Jahres, sondern auch seine Einnahmen, welche mit unglaublichen 60 Millionen Dollar der feuchte Traum eines jeden Produzenten ist.

Review Anderer

Der Film war ein voller Erfolg, zu seiner Zeit genauso wie heute. Rotten Tomatoes Kritiker gaben dem Film 83% und Zuschauer 82%. Womöglich einer der wenigen Momente in der menschlichen Geschichte, wo beide Parteien sich einig sind. IMDb folgt hier mit 7,3/10 und Metacritic mit 85/100 bei Kritikern, sowie 7.6/10 bei Zuschauern.

Nachdem ich ein paar Reviews von anderen gelesen habe, würde ich aber gerne meinen eigenen Senf dazu geben. Viele der negativen Kritiken basieren ihre Meinung darauf, dass der Film alt, oberflächlich und drogich ist. Einer meiner Lieblingsreviews ist hier:

„Dieser Film ist langsam. Das Ende ist schrecklich. Es hat eine schreckliche Geschichte. Das Ende ist schrecklich. Ich weiß nicht, warum Leute diesen Film mögen. Es ist ein schrecklicher Film. Seht ihn nicht. Er stinkt.“

Wieder einmal wurde alles gesagt, außer, dass manche Leute einfach zu jung für den Film sind. Erstens, die Probleme der Zeit sind bei heutigen Standards vielleicht oberflächlich, aber nur wenn man selbst an Oberflächlichkeit leidet. Im Subtext erkennt man, dass es hier um Identität und Unterdrückung geht, ein Thema, das in unserer Zeit der individuellen Freiheit, so relevant ist wie in den 60ern.

Manche nannten ihn auch alt und langweilig, aber wer nicht das Sitzfleisch hat, um den frischen Wind der open-road zu genießen, sollte vielleicht lieber einen Disney Film gucken. Für die Männer und Frauen, welche die Drogen als unnötig empfanden: Ich erkläre in beinah jedem Artikel, den ich für Hanfseite schreibe, wie Cannabis konsumieren ein Akt der alten, sowie modernen, Konterkultur ist und ich habe keine Lust mich hier zu wiederholen.

Fazit

Easy Rider ist ein Film über zwei Männer, die nach New Orleans wollen und auf dem Weg eine Welt voller Meinungen fanden. Wenn ich den Film sehe und ich mich in seinen Aufnahmen verliere, habe ich das Gefühl als wäre ich von Anfang an, ein Teil der Crew. Als könnte ich die Luft riechen und würde neben ihnen fliegen und das amerikanische Ödland befahren. Die Aufnahmen lassen einen den Gleichmut und die Gelassenheit der Straße spüren und die Musik unterstützt jeden Geisteszustand.

Nachdem die beiden die Kommune verlassen, fühlte ich wie befreiend ein Leben abseits der Gesellschaft sein kann, aber auch wie anstrengend seine Verwirklichung ist. Als dann Nicholson auftrat, erinnerte er mich mehr an den deutschen Status-Quo als eine konservative Bundestagsrede, aber sein Gespräch über UFO’s erinnerte mich auch wieder daran, warum ich es liebe mit anderen Leuten (vor allem Fremden) in einer gemütlichen Runde den Dunst des mexikanischen Düngers einzuatmen.

Nach knapp einer Stunde fühlte ich mich nur leider erschöpft von all den Bedeutungen und Andeutungen des Films, so dass ich ab der LSD-Szene so überfordert war, dass ich nur noch an noble Nutten und böse Christen/Patrioten denken konnte.

Meiner Meinung nach sollte man schon einen (falls Blunt, einen halben) geraucht haben bevor man den Film anfängt. Ein Sativa sollte die beste Sorte für Easy Rider sein, denn vor allem die Energie von “Born to be Wild“ und “The Pusher“ muss man wirklich spüren. Witzigerweise gibt es sogar einen Strain der Easy Ryder heißt (eine Kombination aus Lowryder #2 und AK-47) und meiner Meinung nach eine gute Hybrid-Alternative zu einem puren Sativa sein kann.

Aber bevor ich den Artikel beende, möchte ich noch sagen, dass das Ende des Films zwar einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt, aber alles was davor kam dir zeigt, dass wahre Stärke aus der Ruhe eines friedlichen Menschen kommt. So don’t bogart that joint, my friend!

Mit grünen Grüßen,
Mac.

Der Beitrag „Easy Rider“ von Collin Mac Röll ist am 19. September 2020 erschienen.

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Angelika Koch

Angelika Koch

Angelika ist eine passionierte Autorin und Expertin auf dem Gebiet des Cannabis-Lifestyles. Mit ihrer jahrelangen Erfahrung in der Branche hat sie sich nicht nur ein umfassendes Wissen über den Anbau und die Verwendung von Cannabis angeeignet, sondern auch über die politischen und rechtlichen Aspekte, die damit einhergehen. Ihre Art zu schreiben ist gekennzeichnet durch ihren unverwechselbaren, freundlichen Stil, der sowohl informativ als auch unterhaltsam ist. In ihren Artikeln vermittelt sie nicht nur praktische Tipps zum Anbau von Cannabis, sondern auch spannende Einblicke in die vielfältigen Möglichkeiten, wie man Cannabis in den Alltag integrieren kann.