Stada lanciert 2 neue Cannabisprodukte

2 neue Blütensorten in den deutschen Apotheken
Nachdem der deutsche Pharmariese Stada im letzten Jahr eine strategische Partnerschaft mit dem kanadischen Cannabisproduzenten MediPharm Labs eingegangen ist, trägt die Kooperation nun die ersten Früchte.
Stada lanciert 2 neue Cannabisprodukte in den deutschen Apotheken, und plant in den kommenden Monaten insgesamt fünf verschiedene Blütensorten und drei Extrakte auf den Markt zu bringen. Welche Sorten es genau sein werden, ob es Indica– oder Sativasorten sein werden oder Hybride aus Beiden, und in welcher Potenz, wurde nicht genauer mitgeteilt.
Nachdem bisher kleinere Firmen in den Markt zu cannabisbasierten Medikamenten eingestiegen sind, folgt mit Stadapharm erstmals ein großes deutsches pharmazeutisches Unternehmen.
Mehr Akzeptanz für „Therapie, die noch immer stigmatisiert ist“
Eins der größten deutschen Pharmaunternehmen lanciert seine ersten Cannabisprodukte. Noch sei es ein Nischenmarkt, doch Stada geht von einem großen Wachstumspotenzial aus.
Cannabis ist nicht nur für Start-ups oder kanadische Hanfanbauer ein interessanter Markt. Ab Montag wird auch eines der größten deutschen Pharmaunternehmen in diesem Bereich aktiv werden: Die hessische Stada lanciert 2 neue Cannabisprodukte.
„Wir beobachten den Markt für medizinisches Cannabis seit geraumer Zeit und sind zu dem Schluss gekommen, dass es eine interessante Ergänzung unseres Portfolios ist“, sagt Eelco Ockers, Deutschlandchef von Stada. Es sei „eine Option für Menschen, bei denen etablierte Therapien nicht mehr oder nicht ausreichend wirken.“
Das Unternehmen hält Cannabis für einen vielversprechenden Markt: „Kurzfristig betrachtet ist es für uns eine Investition, mittelfristig aber wollen wir mit den Produkten wachsen und daran verdienen“, sagt Ockers.
Seit 2017 ist Cannabis für den therapeutischen Einsatz in Deutschland erlaubt und darf vom Arzt bei schwerwiegenden Erkrankungen verordnet werden. Die gesetzlichen Krankenkassen erstatten die Therapie nach den bisherigen Erfahrungen in rund zwei Dritteln der Fälle.
Insgesamt sind in Deutschland im vergangenen Jahr mehr als 320.000 Verordnungen bewilligt worden, rechnet man die für die ersten neun Monate vorliegenden GKV-Zahlen auf das Gesamtjahr hoch.
Die gesetzlichen Krankenkassen dürften brutto rund 150 Millionen EURo für Cannabis als Medizin ausgegeben haben. Damit ist Cannabis im Verhältnis zum gesamten GKV-Arzneimittelmarkt von mehr als 40 Milliarden EURo noch ein Nischenmarkt. Doch Stada-Manager Ockers geht davon aus, dass der Markt in Deutschland derzeit um rund 30 Prozent im Jahr wächst und das Potenzial hat, künftig noch schneller zuzulegen.
Die medizinische Wirkung von Cannabis geht vor allem auf die Inhaltsstoffe Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) zurück. THC wirkt berauschend und entspannend, CBD wird eine angstlösende und entspannende, aber auch entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben.
Stada lanciert 2 neue Cannabisprodukte: auch zur Behandlung von Krankheiten des zentralen Nervensystems
Stada bringt zum Start zwei Blütenprodukte auf den Markt und will in den kommenden Monaten insgesamt fünf Blütenprodukte und drei Extrakte mit unterschiedlichen THC- und CBD-Konzentrationen anbieten. Das Unternehmen bezieht die Produkte von dem kanadischen Spezialisten MedipharmLabs, mit dem es im vergangenen Herbst eine Kooperation geschlossen hatte.
Laut Ockers will sich Stada vor allem auf die Indikationen chronischer Schmerz, Neurologie und Onkologie konzentrieren. 28 eigens für die Cannabisthematik geschulte Außendienstmitarbeiter sollen Ärzte zu medizinischen Aspekten und der Verordnung informieren. Stada ist mit einem Umsatz von 2,6 Milliarden EURo im Jahr 2019 derzeit das größte deutsche Pharmaunternehmen, das im Cannabismarkt aktiv wird.
Mit dem Einstieg der Pharmaunternehmen erreicht der Cannabismarkt in Deutschland eine neue Reifestufe, meint Tobias Haber, Cannabisexperte bei dem Marktforschungsunternehmen Insight Health. „Die großen Anbieter bringen ein hohes Maß an Akzeptanz mit für eine Therapie, die noch immer stigmatisiert ist.“
Nach den Daten des Instituts gibt es derzeit etwa 90 Anbieter in Deutschland, die Cannabisblüten, -extrakte oder -arzneimittel vertreiben. 70 bis 80 davon importieren Blüten. Vor allem Start-ups und die kanadischen Cannabiskonzerne wie Canopy Growth, Aurora, Aphria und Tilray bestimmen den Markt. Daneben agieren Großhändler und kleinere Arzneimittelunternehmen wie Pohl Boskamp als Importeure.
„Die Pharmafirmen kennen den Arzneimittelmarkt. Der Zugang zu Ärzten hat natürlich eine ganz andere Qualität, wenn man schon über Jahre in dem Markt aktiv ist“, sagt Haber von Insight Health. Ein Vorteil sei auch, dass die Pharmafirmen nicht nur Cannabisblüten und Extrakte, sondern auch ihre anderen Medikamente aus dem Portfolio präsentieren können. „Durch Cannabis als Co-Medikation kann so eine ganzheitliche Therapie angeboten werden.“
Marktexperte Haber erwartet, dass künftig weitere Pharmaunternehmen in den Cannabismarkt drängen. „Es gibt einige Anbieter, die ein Portfolio auch jenseits der Schmerzindikationen haben, das durch Cannabisprodukte gut ergänzt werden könnte. Der Vorteil von Cannabis ist derzeit ja noch, dass es nicht für eine bestimmte Indikation zugelassen wurde, sondern allgemein für eine schwere Erkrankung.“
Der Artikel „Stada lanciert 2 neue Cannabisprodukte“ ist am 7. März 2021 erschienen.
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