Indoor Anbau von Cannabis

Indoor Anbau von Cannabis

Vor- und Nachteile des Indoor Anbaus

Der Anbau von Cannabis ist und bleibt ein spannendes Hobby, welches Outdoor wie auch Indoor betrieben werden kann. Die Aufzucht von Cannabis draußen in der Natur bietet allerdings den großen Nachteil der Unkontrollierbarkeit des Wetters. Insbesondere in Ländern, in denen das Wetter nicht gerade optimal für die Aufzucht von Cannabis ist, wird vermehrt Indoor gegrowt.

Indoor bedeutet in diesem Fall, dass ein Grow-Schrank bzw. ein Growzelt oder gar ein ganzer Raum genutzt wird, um darin Cannabispflanzen anzubauen. In diesen geschlossenen Räumen können sowohl Temperatur, Beleuchtung, Bewässerung, Düngung und auch die Dauer des Grows kontrolliert und gesteuert werden.

Der Indoor Anbau benötigt jedoch deutlich mehr Aufmerksamkeit als der Outdoor Anbau. Aber wenn man die Besonderheiten des Indoor Anbaus erst einmal verinnerlicht hat, kann man damit sehr gute und hochqualitative Ergebnisse erzielen.

Vorteile:

Kontrolle

Die Kontrolle über Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Beleuchtung ist der größte Vorteil des Indoor Anbaus. Beim Outdoor Anbau ist man auf die Gunst von Mutter Natur angewiesen, Indoor jedoch kann man die optimalen Bedingungen schaffen und somit den Pflanzen einen kontinuierlichen perfekten Sommer vorgaukeln.

Große/Qualitative Ernten

Durch den Vorteil der Kontrolle entsteht somit auch ein Vorteil für die Pflanzen. Wenn diese durchgehend in einem optimalen Klima wachsen können, ist auch die Ernte dementsprechend reichhaltig: Die Blüten werden größer und dichter und auch der THC-Gehalt kann sich durch das perfekte Klima stark erhöhen. Oft erkennt man diese Unterschiede bereits, wenn man eine Outdoor- mit einer Indoor-Blüte vergleicht.

Möglichkeit jede Sorte zu growen

Ein weiterer Vorteil ist auch die Freiheit bei der Samenwahl. Outdoor muss man sich auf die Sorten beschränken, die in der eigenen Umgebung am besten wachsen. Indoor kann man jedes Klima selbst “herstellen” und kann somit auch in kälteren Regionen tropische Sativa-Sorten und Landrassen züchten.

Indoor Anbau Cannabis
Indoor Anbau von Cannabis

Nachteile:

Auffälligkeit von Indoor-Anlagen

Dort größte Nachteil des Indoor Anbaus ist die Auffälligkeit eines Growzeltes/Growschranks. Die meisten sind hörbar, „leuchten im Dunklen“ oder sind nicht ganz dicht, wodurch Geruch in die Wohnung gelangen kann. Grundsätzlich ist ein brummender Schrank immer ein Grund für Besucher oder “Hobby-Polizisten”, um neugierig zu werden.

Sicherheit

Beim Indoor Anbau muss man sich immer vor Augen halten, dass man mit Elektronik und Strom arbeitet. Defekte Teile in einer Box können schnell mal einen Kurzschluss verursachen und dann kann man von Glück reden, wenn nur der Schrank betroffen ist. Daher sollte man stets Steckerleisten mit Überspannungsschutz benutzen.

Hinzu kommt, dass zur Elektronik auch noch Wasser beim Gießen ins Spiel kommt. Auch hier muss man immer vorsichtig sein, dass nichts in die Elektronik geraten kann oder sich am Boden des Zeltes/Schrankes eine Pfütze bildet.

Grundsätzlich sollte man direkt über der Indoor-Anlage einen Rauchmelder installieren, um so früh wie möglich den Schaden zu begrenzen.

Stromkosten

Wenn man Outdoor anbaut, nutzt man die Sonne als Lichtquelle und den Wind als Umluft. Bei einem Indoor Anbau ist das natürlich ganz anders. Es müssen Lampen, Abluft, Umluft und möglicherweise noch eine Bewässerungsanlage mit Strom versorgt werden. Das alles macht sich, je nach Größe der Anlage, auch auf der Stromrechnung bemerkbar.

Aus diesem Grund und um skeptische Fragen eines Vermieters zu vermeiden, sollte man sich vorher ein Bild von den entstehenden Kosten machen. Hierfür gibt es bereits etliche Rechner-Tools online, die Ihr zur Kalkulation benutzen könnt.

Die wichtigsten Dinge, die man vor dem Indoor Anbau klären muss

Position der Indoor Anlage

Man sollte sich noch vor der Anschaffung einer Anlage überlegt haben, wo man die sie aufbaut. Dafür eignen sich am besten Räume, die selten besucht werden oder grundsätzlich von Gästen nicht betreten werden (zum Beispiel das Schlafzimmer).

Tarnung

Als Nächstes sollte man sich weitere Möglichkeiten überlegen, mit denen man die Box/das Zelt tarnen kann. Entweder baut man sich gleich eine Box, die einem Kleiderschrank ähnelt, oder man stellt etwas davor, das vor neugierigen Blicken schützt. Man kann ihn verwahrlost wirken lassen (Umzugskartons davor oder “Gerümpel”) oder ihn auch wie einen Kleiderschrank aussehen lassen, indem man darauf oder davor Klamotten verteilt.

Budget

Indoor Anbau Cannabis
Indoor Anbau Cannabis: Growzelt

Sind all diese Fragen geklärt, sollte man sich noch ein Budget festlegen. Ein gutes Grow Komplettset liegt meist so um die 200 – 300 € für 4-6 Pflanzen. Doch auch die Stromkosten sollte man in seine Berechnungen mit einbeziehen. Die meisten Shops beraten ihre Kunden immer gerne beim Kauf einer Growbox und können einem helfen, das passende Setup für einen erschwinglichen Preis zu erwerben.

Was wird für den Indoor Anbau benötigt?

In diesem Artikel listen wir nur die wichtigsten Punkte auf und erklären sie in Kürze. Weiterführende Texte und genauere Details findet ihr unter den Links der jeweiligen Kategorie. In diesen Texten werden auch Berechnungen aufgestellt, damit man das passende Equipment für das geplante Grow-Vorhaben ermitteln kann.

Growzelt/-Box

Das wichtigste ist natürlich erst einmal das Growzelt bzw. die Growbox. Hierin wird die gesamte Technik untergebracht und später die Pflanzen beheimatet sein. Man sollte sich bereits vor dem Kauf im Klaren sein, wie viele Pflanzen man anbauen möchte. Denn die Maße sind relevant für den Einkauf des weiteren Equipments.

Es gibt mittlerweile eine Vielzahl an unterschiedlichsten Herstellern, verschiedenen Materialien und Größen. Manche Hersteller bieten sogar voll automatisierte Schränke an, die allerdings dementsprechend viel Geld kosten. Für das kleinere Budget oder den Hobby-Heimwerker bieten sich auch DoItYourself-Lösungen an.

Welche Growbox passt für meinen Indoor Anbau?

Abluft/Zuluft/Umluft

Pflanzen benötigen Sauerstoff und Luftbewegungen in einer Indooranlage, da sie sonst nicht ordentlich wachsen können. Für die Zu- und Abluft wird daher ein Abluftventilator benötigt. Ein Growzelt besitzt typischerweise eine Öffnung am untersten Ende der Hinterwand und eine weitere oben in der Decke.

Der Abluftventilator wird an der oberen Öffnung per Aluschlauch verbunden, saugt frische Luft durch die untere Öffnung in die Growbox und befördert die verbrauchte Luft durch die Deckenöffnung wieder nach draußen. Somit entsteht ein stetiger Luftaustausch in der Box.

Zusätzlich kann man noch weitere kleine Schwenkventilatoren für die Umluft in die Box stellen. Diese sorgen dann für zusätzliche Luftbewegung, die den Pflanzen beim Wachsen hilft.

Welche Abluft Anlage passt zu meinem Indoor Anbau?

Aktivkohlefilter (AKF)

Ein Aktivkohlefilter ist in den üblichen Growzelten ein großer Zylinder, gefüllt mit Aktivkohle und ummantelt von einem Fleece. Dieser Filter wird an die oben beschriebene Abluft angeschlossen und filtert penetrante Gerüche aus der Luft, bevor diese die Growbox verlässt.

Indoor Anbau Cannabis
Indoor Anbau Cannabis

Ein Aktivkohlefilter ist essenziell für jeden Indoor Anbau aus dem einfachen Grund, dass die Pflanzen insbesondere in der Blütephase einen starken Geruch verströmen können. Ohne einen Aktivkohlefilter würde sich der Geruch dann schnell in der ganzen Wohnung verteilen und das kann Ärger geben.

Welcher Aktivkohlefilter passt zu meinem Indoor Anbau?

Lampen

Ohne Licht läuft beim Indoor Anbau nichts. Daher ist es auch hier wichtig die richtigen Lampen auszuwählen. Auch in der Lampenwelt gibt es unterschiedliche Arten, von denen jede ihre eigenen Besonderheiten hat. Das früher noch stark verpönte LED steht aktuell an der Spitze der beliebtesten Leuchtmittel. Eine gute LED-Lampe erzeugt ein optimales Licht- und Farbspektrum und spart über kürzer oder länger auch einiges an Stromkosten.

Die zweitbeliebtesten Vertreter sind MHL (Metallhalogenlampe) und NDL (Natriumdampflampe). Sie werden nach und nach von den LEDs vom Markt vertrieben. Da man für einen Grow alle beide Lampen benötigt, NDL für das Wachstum und MHL für die Blüte, nutzen viele lieber LEDs. Diese sind meist mit einem Vollspektrum (für Wachstum und Blüte) oder einem Schalter ausgestattet, um zwischen den zwei Phasen zu wechseln.

Welche Lampen passen zu meinem Indoor Anbau?

Sonstiges Equipment

Unter sonstiges Equipment sind dann Töpfe, Erde, Dünger usw. zu verstehen, welche nicht allzu sehr vom normalen Grow im Garten oder auf der Terrasse mit Töpfen abweichen. Daher gibt es hier nur einige kurze Empfehlungen.

Töpfe

Da ein Growzelt in 99 % der Fälle quadratisch ist, sollte man definitiv auch quadratische Töpfe nutzen. Und lieber mehrere kleine als wenige Große. Die Erklärung folgt später.

Erde

Am besten benutzt man eine bereits vorgedüngte Erde. So erspart man sich einerseits den Kauf von Düngern und andererseits vermeidet man so das Risiko der Überdüngung. Denn gerade bei kleineren Töpfen kommt es schnell vor, dass man zu viel Dünger über das Gießwasser hinzufügt.

Sehr gut ist eine reine Bio-Erde nach dem Terra Preta Prinzip, wie z.B. Kanamu Pacha, die nicht gedüngt werden muß und mit der man ohne pH und EC Messung arbeiten kann.

Indoor Anbau Cannabis
Indoor Anbau Cannabis: Growschrank von G-Tools

Zeitschaltuhren

Sie sind für den Indoor Anbau fast unabdingbar. Die Cannabispflanze benötigt einen bestimmten Zeitzyklus von hell und dunkel. Das Licht daher immer manuell an- und auszuschalten ist möglich aber mühsam. Eine Zeitschaltuhr schafft hier Abhilfe.

Was gibt es beim Indoor Anbau zu beachten?

Im Gegensatz zum Outdoor Anbau gibt es beim Indoor Anbau weit mehr Besonderheiten, die es zu beachten gilt.

Licht

Wie oben bereits erwähnt wurde, benötigt man Licht in seinem Growzelt. Wichtig ist dabei nicht nur die Wahl der Lampen, sondern viel mehr auch der Lichtzyklus. Eine Cannabispflanze benötigt mindestens 12 Stunden Licht, um zu wachsen. Optimal sind 18 Stunden Licht und 6 Stunden Dunkelheit (Stichwort “Zeitschaltuhr”).

In diesem Belichtungszyklus steckt die Pflanze ihre gesamte Energie in das Wachstum von Stamm, Wurzeln und Blätter. Entscheidend ist in dieser Phase auch die Lichtfarbe: In der Wachstumsphase mag es die Cannabispflanze eher bläulich und grell, in der Blütephase eher rötlich und gedimmter. Mit diesen Lichteigenschaften soll die grelle Sommersonne und die rötliche Herbstsonne imitiert werden.

Viele LED-Lampen haben einen Knopf, um zwischen den Farben zu wechseln. Benutzt man eine NDL, so muss diese beim Wechsel von Vegetation auf Blüte gegen eine MHL ausgetauscht werden.

Ein Wechsel zwischen diesen beiden Phasen findet dann auch in der Belichtungszeit statt: nach einer Wachstumsphase von 3 bis 5 Wochen kann man die Belichtung auf 12 Stunden hell und 12 Stunden dunkel umschalten. Somit werden die kürzeren Tage des Herbstes imitiert, was der Pflanze das Signal zum Blühen gibt.

Mehr zum Thema Licht findest du hier.

Temperatur & Luftfeuchtigkeit

Da sich die Pflanzen in einem geschlossenen Raum befinden, muss auch auf die Temperatur und Luftfeuchtigkeit (RLF) geachtet werden. Die optimalen Temperaturen für Cannabis in der Wachstumsphase befinden sich im Bereich zwischen 20 und 30 °C mit einer Luftfeuchtigkeit von 40 bis 70 %.

In der Blütephase sollten in der Box 18 bis 26 °C herrschen mit einer RLF von 40 bis 50 %. Gegen Ende der Blütephase versucht man dann noch die RLF auf unter 40 % zu bringen, um Blütenfäule durch Schimmel zu vermeiden.

Bewässerung und Dünger

Bei der Bewässerung einer Indoor Anlage kann man sich nach der Daumenregel oder dem Hebetest richten. Man steckt den Daumen in die Erde und wenn die Erde kleben bleibt, ist genug Wasser im Topf (Daumenregel).

Oder man hebt den Topf vor und nach dem Gießen hoch und gießt beim nächsten Mal nur soviel nach, bis der Topf wieder so schwer wie nach dem ersten Gießen war (Hebetest).

Durch die Wärme der Lampen und der Temperatur in der Box kann die oberste Schicht des Bodens schnell austrocknen, daher sollte man vorm Gießen stets einen dieser Tests machen, um eine Überwässerung zu vermeiden.

Beim Dünger sollte man, falls man ihn überhaupt benötigt, eher sparsam vorgehen. Insbesondere, wenn man mehrere kleine Töpfe hat, ist es schnell passiert, dass beim Gießen zu viel Dünger verabreicht wird und die Pflanzen an Überdüngung leiden.

Häufigste Anfängerfehler beim Indoor Anbau

Indoor Anbau Cannabis
Indoor Anbau Cannabis: der Lohn der Arbeit

Fazit zum Indoor Anbau:

Wie man bereits an der Länge dieses Artikels und der vielen Verlinkungen erahnen kann, ist der Indoor Anbau deutlich aufwendiger als ein Outdoor Anbau. Er ist teuer, bedarf mehr Aufmerksamkeit und verursacht laufende Kosten.

Aber dafür bietet der Indoor Anbau den unschätzbaren Wert der völligen Kontrolle über Licht, Temperatur und Bewässerung. Wenn man sich erst einmal mit diesen Themen beschäftigt hat, kann man Indoor wesentlich bessere und gleichmäßigere Ergebnisse als draußen erzielen. Draußen sind die Pflanzen der Natur ausgesetzt, Indoor sind sie auf die Kompetenz des Gärtners angewiesen und können davon profitieren.

Ein Pro-Tipp sei allerdings noch erwähnt: In einer Indoor Anlage kann man sein Gras nicht nur hochzüchten, sondern nach der Ernte auch trocknen. Dazu wird dann einfach das Licht ausgeschaltet, die Pflanzen kopfüber aufgehängt und die Ab- und Umluft-Ventilatoren eingeschaltet. So lassen sich die Pflanzen kontrolliert trocknen und durch den Aktivkohlefilter dringen auch keine verräterischen Gerüche aus der Box.

Wichtiger Hinweis zu den rechtlichen Risiken

In Deutschland, Österreich und der Schweiz gelten Gesetze, die es den allermeisten Leuten verbieten, überhaupt Hanf anzubauen. Diese Information soll nicht dazu dienen, die geltenden Gesetze zu umgehen.

Sie kann nur dann als Leitfaden dienen, wenn eine Genehmigung zum Anbau vorliegt oder die rechtliche Situation eine andere ist, als in Deutschland, Österreich oder der Schweiz. Beachte hierzu bitte auch unsere Sektion zum Thema Recht / Strafen für den Anbau von Cannabis.

Der Artikel „Indoor Anbau von Cannabis“ ist am 10. Oktober 2020 von Mr. Haze Amaze neu geschreiben worden, als Ersatz für den bisherigen Artikel von 2014.

Mr. Haze Amaze ist Autor vieler Grow und Cannabis Artikel und schreibt regelmäßig für verschiedene Print und online Cannabis Magazine

Weitere Artikel von Mr. Haze sind:
Growing mit Mini-Budget / Fensterbank Grow

Bilder: G-Tools Holland, Pixabay