Cannabis-Boom in Kanada – Anzahl der Erstkonsumenten verdoppelt sich
Seit Oktober 2018 leben viele Kanadier den Traum vieler Cannabis-Liebhaber – sie dürfen Cannabis legal konsumieren und besitzen. Nach Uruguay war Kanada im vergangenen Jahr damit erst das zweite Land, das Cannabis komplett freigegeben hat. Glaubt man offiziellen Zahlen, ist die Freigabe nicht ohne Folgen geblieben. Laut offiziellen Angaben der kanadischen Statistikbehörde schnellt vor allem die Anzahl der Erstkonsumenten in die Höhe.
Anzahl der Cannabis-Konsumenten explodiert
Kürzlich hat die kanadische Statistikbehörde die Ergebnisse einer groß angelegten Untersuchung veröffentlicht, deren Resultat niemanden überraschen dürfte: Die Anzahl der Erstkonsumenten hat sich seit der Legalisierung im Oktober 2018 annähernd verdoppelt. Zu diesem Ergebnis führte eine Befragung von Kanadiern ab 15 Jahren. Unter dem Strich gaben 646.000 Personen an, im ersten Quartal 2019 erstmals Cannabis probiert zu haben.
Zum Vergleich: Im Vorjahreszeitraum, also noch vor dem Beschluss der Gesetzesänderung im Juni 2018 gaben 327.000 Personen an, erstmals in Kontakt mit Cannabis-Produkten gekommen zu sein. Auch insgesamt ist die Cannabis-Erfahrung der Kanadier deutlich angestiegen. Während im ersten Quartal 2018 noch 14 Prozent der Kanadier angaben, bereits einmal Cannabis-Produkte probiert zu haben, waren es im ersten Quartal 2019 bereits 18 Prozent.
Erstkonsumenten sind männlich und zwischen 45 und 60 Jahren alt
Während Jugendschützer eine Cannabis-Epidemie unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen befürchtet hatten, sieht die Realität zwischen British Columbia und Nova Scotia ganz anders aus. Laut der Erhebung waren die meisten Erstkonsumenten männlich und zwischen 45 und 60 Jahren alt. Nun bestätigt sich also auch offiziell, was in Insiderkreisen eigentlich ein offenes Geheimnis ist. Es gibt nicht den Klischee-Konsumenten mit Hoodie und Dreadlocks zwischen 18 und 25. Auch der Mid-Ager in Nadelstreifen greift gerne zu Cannabisprodukten wie Joints, Gebäck oder Hanfsamen. Damit erlebt Kanada ein ähnliches Phänomen wie etwa die Schweiz im Rahmen der CBD-Thematik.
Wie belastbar sind die Zahlen wirklich?
Im Angesicht der scheinbar explodierenden Anzahl an Konsumenten und Erstkonsumenten sind die kanadischen Behörden alarmiert. Man wolle den Anstieg der Zahlen in den kommenden Monaten streng überwachen. So wolle man Klarheit darüber gewinnen, ob der Anstieg auf einen langfristigen Entwicklungstrend hindeutet oder ob dieser lediglich auf das Interesse an einer frisch legalisierten Substanz zurückgeht.
Unter dem Strich bleibt gerade beim Thema Cannabis die Frage, wie glaubwürdig die Zahlen einer solchen Befragung sind. Immerhin war Cannabis im Vergleichszeitraum 2018 in Kanada noch nicht legal. Es ist daher wahrscheinlich, dass der eine oder andere Befragte bei der letztjährigen Befragung mit der Wahrheit hinter dem Berg gehalten hat.
Cannabis-Umsatz bleibt hinter den Erwartungen zurück
Auch aktuelle Zahlen des Analysehauses Arcview Market Research deuten darauf hin, dass der Cannabis-Boom in Kanada vielleicht doch nicht so groß wie erwartet ausfällt. Der Umsatz von Cannabis-Produkten lag zwischen Oktober und dem Jahresende nach Angaben des Unternehmens nur bei 112,5 Millionen US-Dollar. Wie einem Bericht des „Wall Street Journal“ zu entnehmen ist, hatten Tilray, Aurora, Canopy Growth und Co. mit dem vierfachen Umsatz gerechnet.
Besitz von bis zu 30 Gramm Cannabis legal
Wie und ob sich die globale Cannabis-Legalisierungswelle ausbreiten wird, hängt auch von den Entwicklungen in Kanada ab. Derzeit ist es kanadischen Staatsbürgern erlaubt, jeweils ein Gramm in speziell lizenzierten Geschäften zu kaufen. Darüber hinaus erlaubt das im Juni 2018 verabschiedete Gesetz Privatpersonen den legalen Besitz von bis zu 30 Gramm. Und günstig ist Cannabis mit rund 10 kanadischen Dollar (ca. 4,30 Euro) pro Gramm auch noch. In den Genuss dieser Vorteile kommen je nach Bundesstaat alle Bürger ab dem vollendeten 18. bzw. 19. Lebensjahr.