Deutschland beginnt mit der legalen Cannabis-Produktion
Für das zumeist sehr konservative Deutschland ist es ein sehr innovativer Schritt. Vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gab es den Zuschlag für den Anbau von medizinischem Cannabis. Jährlich dürfen bis zu 800 Kilogramm davon für den kanadischen Aphria-Konzern hergestellt werden. Dafür gründete man ein Tochterunternehmen in Deutschland.
Handanbau auf knapp 8.000 Quadratmetern
Hendrik Knopp leitet Aphria-Deutschland und hätte beinahe in medinzisches Chili für Wärmepflaster investiert. Als der Zuschlag vom BfArM kam, entschied er sich um. Auf rund 8.000 Quadratmetern baut er nun in Neumünster Cannabis-Pflanzen an.
Die kanadischen Unternehmen Aurora und Aphria erhalten Zuschläge für die Produktion in Deutschland. Die Blüten kommen aus Leuna und Neumünster. Hierfür gelang es dem Unternehmen vier der 13 Lose zu erhalten, welches das Institut ausschrieb.
Ebenfalls „Medizinalhanf“ darf die Aurora Produktion GmbH anbauen. Sie bekam fünf Lose und somit das Maximum pro Bewerber. Die deutsche Tochter des gleichnamigen Produzenten aus Kanada ist somit für den Anbau auf rund 10.000 Quadratmetern zugelassen. Als Standort wurde der des Biochemiepark von Leuna gewählt. Ein zweistelliger Millionenbetrag soll fließen und etwa 50 Arbeitsplätze schaffen.
Somit sollen die beiden Produzenten 7.200 Kilogramm in vier Jahren anbauen.
Nachprüfungen bei vier Losen
Wer mitgezählt hat, bemerkt sofort, dass hier noch vier Lose fehlen. Bei diesen hat das BfArM Nachprüfungen eingeleitet. Davon betroffen ist ein Los von Aphria sowie drei Stück des Berliner Unternehmens Demecan. Das Joint Venture der kanadischen Wayland-Group könnte ebenfalls bald auf deutschem Boden Cannabis anpflanzen.
Insgesamt hatten sich 79 Firmen auf die Ausschreibung beworben. Die Nachprüfungen könnten durch ein unterlegenes Unternehmen angestoßen worden sein. Dazu äußerte sich das Institut allerdings nicht.
BfArM-Präsident Karl Broich spricht von einer Verbesserung der Versorgungssituation. Wenngleich diese derzeit noch durch wirtschaftliche Interessen eingeschränkt wird. Der Prozess begann bereits 2017 und geht nun in die Praxis über. Zwischendurch gab es eine Klage, sodass erst nach einer zweiten Ausschreibung die Genehmigungen erteilt werden konnten.
Der Cannabis-Bedarf ist hoch
Im Moment kämpfen Ärzte mit einem Versorgungsengpass. Da Deutschland noch keine eigene Produktion besitzt, muss es Cannabis importieren. Das nimmt viel Zeit und Kosten in Anspruch. Eine erste Ernte auf deutschem Boden soll nun im vierten Quartal 2020 möglich sein. 2018 importierte das BfArM stolze 3,1 Tonnen Cannabisblüten. Das Jahr zuvor waren es noch 1,2 Tonnen. Dies zeigt den rasant wachsenden Bedarf.