Dudders, dudding und das Hop Latent Viroid

Dudders, dudding und das Hop Latent Viroid

Das Hop Latent Viroid geht in Europa um

Heute Abend habe ich zum ersten Mal von einem neuartigen Viroid gehört, das sich von den USA ausgehend inzwischen auch in Europa verbreitet hat. Es verbreitet ein Phänomen, dass „dudding“ genannt wird.

Bei der Redaktionssitzung erzählte die Kollegien aus Wien von einem neuen Trend unter den dortigen Growern. So ist es dort wohl so, daß eine steigende Zahl von Growern keine Stecklinge mehr kauft, und sich dafür lieber mit Samen eindeckt.

Nun ist das Growen mit Samen aus vielerlei Gründen eh die bessere Wahl. Man hat gesündere und stabilere Pflanzen, mehr genetische Vielfalt, und bei regulären Samen die Möglichkeit mit Männchen selber zu kreuzen.

Stecklinge dagegen neigen dazu, mit zunehmenden Alter der Mutterpflanze, schwächer und anfälliger für Krankheiten zu werden. Wenn dann von einem Stecki auch wieder eine Mutterpflanze gezogen wird, werden die Ergebnisse auf Dauer immer schlechter.

Aber das waren nicht die Gründe, sondern schlicht die Angst vor einem neuen Viroid, das sich seit Jahren in den Stecklingsbetrieben und Growboxen in den USA und Europa breit macht. Das Hop Latent Viroid (HLVd), wie es genannt wird, weil man es zuerst 1988 bei Hopfenpflanzen in den USA identifiziert hat.

Hop Latent Viroid Virus
Links die gesunde Pflanze, rechts der „Dudder“

In den USA hat sich „dudding“ schon stark ausgebreitet und sorgt dafür, dass die Blätter ihre grüne Farbe verlieren und gelb werden. Vorher normal wachsende Pflanzen entwickeln auf einmal Fehlwuchs, verkümmerte Blätter und weiche Stengel. Auch die Ernte ist davon beeinflusst, was zu Ertragsausfällen bei den Anbauern führt.

Die Webseite Cannabis Aficionado.com berichtet davon, dass die „dudding“ Symptome schon 2015 bei 35% aller Pflanzen einer Stecklingspopulation beobachtet werden konnte. Zu diesem Zeitpunkt konnte man die Erscheinungen noch nicht erklären, man nannte sie einfach “punitive cannabis infective agent” (PCIA). In US-Grower Foren wird auch schon früher über diese Erscheinungen berichtet.

Die Herkunft des Hop Latent Viroid

Die Informationen und Untersuchungen zu diesem Viroid sind aktuell noch recht mager. Klar ist, daß das Hop Latent Viroid zuerst 1988 bei Hopfenpflanzen in den USA aufgefunden wurde, daher auch der Name Hop = Hopfen.

Der Sprung auf die Cannabispflanzen erfolgte auch in den USA, zumidestens ist in vielen US-Foren schon länger von mysteriösen Erkrankungen und Phänomenen bei Cannabispflanzen die Rede gewesen.
Dort wird auch gemutmaßt dass die Legalisierung von Cannabis in den USA einen großen Beitrag zur schnellen Verbreitung des Hop Latent Viroid mitbeigetragen hat.

Durch die Legalisierung konnten die Strains frei gehandelt und getauscht werden, was vorher nur schwer möglich war. Und so fand in den letzten Jahren ein reger Austausch von Genetiken in Form von den beliebten Stecklingen statt. Leider arbeiten nicht alle Grower sauber und einwandfrei, so konnte sich das Hop Latent Viroid in Kalifornien und anderen Bundesstaaten immer schneller ausbreiten.

Hop Latent Viroid Virus
Links die gesunde Pflanze, rechts der „Dudder“

Der Sprung über den Ozean hat das Hop Latent Viroid dann auch wohl schon vor ein paar Jahren geschafft. Zumindestens ist es neben Österreich auch in Spanien, UK, Italien und den Niederlanden gesichtet worden.

Was weiß man über das Hop Latent Viroid?

Man weiß, dass das Viroid zu der Gruppe der Carla-Viroiden gehört, dass zur Vermehrung in die Zellen eindringt und später die Kontrolle über die ARN-Polymerase übernimmt. Ein Viroid hat eine kleinere und einfachere Struktur als ein Virus.

Es ist auch als PCIA (Putative Cannabis Infectious Agent) oder „Dudding“ bekannt. Ein echtes Virus, das für viele Pflanzer katastrophale Folgen haben kann. Die Schäden an den Pflanzen werden so auch als „dudding“ bezeichnet, die Pflanzen selber als „Dudder“,

Wie erkennt man das Hop Latent Viroid?

Ganz allgemein scheint die Pflanze zu schwächeln und im Vergleich mit einer gesunden Pflanze auch schlechter entwickelt sein. Grower berichten von bis zu 30% kleineren Pflanzen, die langsamer wachsen, in der Höhe und Umfang kleiner sind, und verfärbte und verformte Blätter aufweisen.

Es wird oft von kleineren Blüten und weniger Blüten berichtet. Durch das Hop Latent Viroid kommt es auch zu einer deutlich reduzierten bis komplett fehlenden Trichomproduktion. Die Pflanzen sind weniger potent und haben weniger Geschmack durch fehlende Terpene. Ernteausfälle von guten 30 – 70% sind die Regel bei kranken Pflanzen.

Es wird in US-Foren auch von weichen Stielen berichtet, die sich wie Gummi umbiegen sobald die Pflanzen größer werden.

der gesunde Steckling
der „Dudder“

Was kann man gegen das Hop Latent Viroid machen?

Wie auch bei Pilz- und Schimmelproblemen, müssen die betroffenen Pflanzen sofort von den noch gesunden Pflanzen isoliert werden. Erst Untersuchungen haben zwar festgestellt, das die Verbreitung am ehesten durch handfesten Kontakt zwischen Pflanzen oder Mensch/Pflanze stattfindet. Aber auch eine Verbreitung durch die Luft/Ventilation scheint möglich.

Deshalb müssen alle Schnitt- und Arbeitswerkzeuge, die mit Hop Latent Viroid in Berührung gekommen sein können, desinfiziert werden. Berühren sie keine gesunden Pflanzen, wenn Sie vorher eine kranke angelangt haben.

Alle Insekten an den Pflanzen verbreiten auch das Viroid und müssen daher dringend von allen Pflanzen entfernt werden!

Natürlich gehört auch eine gründliche Reinigung Ihres Growraums oder der Growbox zum gründlichen Saubermachen dazu!

Vermeiden Sie Stecklinge und Klone! Tauschen Sie keine Steckis und kaufen Sie keine Stecklinge aus unklaren Quellen. Wenn Sie auf Nummer Sicher gehen möchten, dann arbeiten sie mit Samen!

Der Artikel „Dudders, dudding und das Hop Latent Viroid“ ist am 19. August 2020 erschienen.

Bilder: icmag.com und Pixabay

Angelika Koch

Angelika Koch

Angelika ist eine passionierte Autorin und Expertin auf dem Gebiet des Cannabis-Lifestyles. Mit ihrer jahrelangen Erfahrung in der Branche hat sie sich nicht nur ein umfassendes Wissen über den Anbau und die Verwendung von Cannabis angeeignet, sondern auch über die politischen und rechtlichen Aspekte, die damit einhergehen. Ihre Art zu schreiben ist gekennzeichnet durch ihren unverwechselbaren, freundlichen Stil, der sowohl informativ als auch unterhaltsam ist. In ihren Artikeln vermittelt sie nicht nur praktische Tipps zum Anbau von Cannabis, sondern auch spannende Einblicke in die vielfältigen Möglichkeiten, wie man Cannabis in den Alltag integrieren kann.