CBD-Branche im Umbruch

CBD-Branche im Umbruch

Gutes CBD – schlechtes CBD

Verschiedene CBD-Hersteller möchten ein CBD-Verbot verhindern – und einen offenen Markt gleich mit, der CBD-Branche geht es an den Kragen.

Während es vor Januar 2019 noch einfach war, sich als Händler oder Hersteller von Cannabidiol-Produkten in der CBD-Branche zu beweisen, wurde es nach der späten Umstufung des aus Hanf gewonnenen Wirkstoffs als neuartiges Lebensmittel in der Novel-Food-Verodnung für den Großteil der Beteiligten immer schwieriger, den Kopf über Wasser zu halten.

Seit der unverständlichen Veränderung der Umstände werden verschiedenste Geschäfte der CBD-Branche regelmäßig Opfer von Polizeieinsätzen, die Beschlagnahmungen und Gerichtsprozesse nach sich ziehen. Dennoch behaupten sich gewisse Firmen auf dem Markt und sorgen weiterhin für die Versorgung mit dem hilfreichen Cannabinoid, auf dessen Wirksamkeit Menschen aus den unterschiedlichsten Schichten schwören.

Während einige Produzenten aus der CBD-Branche aufgrund der Gegebenheiten davon abgerückt sind, ihre Produkte als Nahrungsergänzungsmittel anzupreisen, sondern sie nun als Massage-Öle vertreiben, hat sich die Situation jetzt erneut verschärft, da die EU-Kommission anscheinend überlegt, CBD als Betäubungsmittel einzustufen, was die ohnehin schon vertrackte Situation nochmals verschärfen würde und zu einem kompletten Shut-Down der CBD-Branche führen könnte.

Es rumort in der CBD-Branche

Gewisse Big-Player in der CBD-Branche wollen dieser Entwicklung jetzt verständlicherweise entgegenwirken, um ihre Geschäfte am Laufen zu halten und schließen sich daher aktuell in unterschiedlichen Verbänden zusammen, damit eine Abgrenzung zwischen ihnen und den kleineren Firmen offensichtlicher wird.

Dabei schrecken diese CBD-Branchenvertreter nicht davor zurück, die Konkurrenz in ein schlechtes Licht zu rücken und sich selbst als unbefleckte Heilsbringer zu präsentieren.
Aus Branchenkreisen heißt es somit nun: Gutes CBD – schlechtes CBD.
Der Krieg um die besten Positionen im CBD-Markt wird eröffnet.

CBD Branche im Umbruch
CBD Branche im Umbruch: Viele Menschen nutzen CBD als Medikament

Gutes CBD

Gutes CBD erkennen Nutzer in der Regel daran, dass die Produzenten gut sichtbar auf den Verpackungen offenlegen, was sich im jeweiligen Produkt befindet. Öle mit Cannabidiol werden bestenfalls mit EU-zertifiziertem Nutzhanf hergestellt, der ohne Pestizide und in Bio-Qualität angebaut worden ist.

Gewonnen wird das CBD dann über eine aufwendige superkritische CO²-Extraktionsmethode, die das gesamte Spektrum der Pflanze bewahrt. Schwermetalle oder andere schädliche Substanzen gelangen auf diesem Weg nicht in das Endprodukt, sodass eine größtmögliche Qualität geboten wird.

Synthetisches Cannabidiol hat in erstklassigen CBD-Ölen nichts verloren, auch wenn so das komplette Abhandensein von THC ermöglicht werden könnte. 0,2 Prozent des psychoaktiv wirkenden Tetrahydrocannabinols können laut Betäubungsmittelgesetz in den konsumierbaren CBD-Waren enthalten sein, da in dieser Konzentration ausgeschlossen werden kann, dass eine Rauschwirkung hervorgerufen wird.

Die meisten Hersteller der CBD-Branche wissen über die Umstände und versuchen sich an diese Vorgaben zu halten, da sie davon ausgehen können, dass nur Produkte in dieser Qualität einen Abnehmer finden. Um die Hochwertigkeit ihrer Waren zu garantieren, nutzen viele Anbieter unabhängige Labore, die die Unbedenklichkeit ihrer Produkte überprüfen und anschließend bescheinigen.

Aufgrund der veränderten Novel-Food-Verordnung müssten dennoch alle als Nahrungsergänzungsmittel deklarierten Waren mittlerweile eine Zulassung als derartiges Produkt besitzen oder nach Einreichen eines Antrags eben als Arzneimittel offiziell zugelassen worden sein, bevor sie gehandelt werden können und ein CBD-Verbot wirkt.

Da sich die EU-Kommission jedoch derzeit in einem Findungsprozess befindet, halten sich über 50 Anträge betreffend der Zulassung als Nahrungsergänzungsmittel aktuell in einer Warteschleife auf.

CBD Branche
CBD Branche im Umbruch: Auch Tiere profitieren von CBD stark

Schlechtes CBD

Eigentlich kann es kein schlechtes CBD geben. Dagegen können Produkte, die künstlich mit CBD angereichert wurden, gegen den eigentlichen Gesundheitsaspekt verstoßen. Wenn dazu beispielsweise Nutzhanf aus fragwürdigen Quellen gebraucht wird und die Grenzwerte bezüglich des Reinheitsgrades überschritten werden, könnte man von minderwertigen Produkten sprechen.

Ebenfalls können die gemachten Angaben unterschritten werden, sodass der versprochene Inhalt erst gar nicht vorhanden ist und eine Wirkung überhaupt nicht eintreten kann. Synthetisches CBD einzusetzen, verhindert dagegen den Entourage-Effekt des Wirkstoffes, der bei Vollspektrum-Extrakten aufgrund des Vorhandenseins anderer Cannabinoide und Terpene einen spürbaren Vorteil für die gesundheitlich angeschlagenen Nutzer mit sich bringen soll.

Das Verbraucherschutzministerium Baden-Württemberg konnte 2019 in seinem Jahresbericht der amtlichen Lebensmittel-, Trinkwasser- und Futtermittelüberwachung feststellen, dass von 49 untersuchten CBD-Nahrungsergänzungsmitteln fast die Hälfte vom Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Karlsruhe nicht als sicher beurteilt werden konnte.

Dabei drehten sich die Mängel aber nicht um eine Pestizidbelastung, sondern einzig um erhöhte THC-Werte oder fehlendes Cannabidiol.

Aus diesem Grund ist es mit Sicherheit von Vorteil, sich auf hochwertige Qualitätsprodukte zu konzentrieren, die ihre Zusammensetzung ungeschönt preisgeben und dies via Laborbestätigungen auch beweisen können.

Es ist aber von keinem Vorteil, wenn die CBD-Branche nur noch aus wenigen großen Playern besteht, die sich Ihrer Konkurent durch Klagen entledigen, wie es aktuell von Cannamedical gemacht wird. Eine Firma die auch gegen den Eigenanbau von Patienten votiert hat und den Patienten lieber Ihre Cannabisblüten verkaufen möchte.

CBD Branche
CBD Branche: CBD Öl hilft Mensch und Tier

Pro CBD will den Markt kontrollieren

Damit sich der Wald ein wenig lichtet und nur noch eindeutig hochwertiges CBD in pharmazeutischer Qualität gehandelt werden kann, machen sich derzeit einige Anbieter von Cannabidiol-Produkten stark für einen Zusammenschluss in speziellen Lobbyverbänden, auch um ein CBD-Verbot zu verhindern.

Die Sanity Group, Aphria und Cannacare wollen beispielsweise unter dem Namen Pro CBD gemeinsam einen eigenen Branchenverband gründen, der sicherstellt, das nur noch die „vertrauenswürdigsten Anbieter“ etwas auf dem Markt verloren haben, damit meinen die sich natürlich selber!

Der Geschäftsführer der Sanity Group und CDU-Mitglied Finn Hänsel will mit seiner bekannten CBD-Marke Vaay weiterhin im Rampenlicht der Branche stehen können und mittels Verbandsgründung dafür sorgen, dass der Markt mit „Selbstreinigungskräften“ die „Spreu vom Weizen“ zu trennen vermag und alle „schwarze Schafe“ aussortiert.

Ein eigens kreiertes CBD-Verbot sozusagen. Wie in allen aufkeimenden Geschäftsfeldern wäre es auch im CBD-Geschäft so, dass sich Menschen mit Profitgier in das Feld wagen würden, da sie erkannt hätten, dass gewisse Firmen hier gutes Geld erwirtschaften könnten.

Zusammen mit den genannten Partnern wolle man gegen den Wildwuchs in der CBD-Branche kämpfen, das Gespräch mit den richtigen Personen aus Politik und Verwaltung suchen und die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit insgesamt verstärken. Aus seiner Sicht wäre nur ein Drittel der bislang aktiven Unternehmen seriös, von dem er sich aber immerhin vorstellen könnte, dass es irgendwann ein Teil des Branchenverbandes Pro CBD werden dürfte. Eine Selbstverpflichtung der Verbandsmitglieder bezüglich der Qualitätsgarantien wäre dabei zwingen, deren Verstoß zum direkten Ausschluss führen würde.

Bundesverband pharmazeutischer Cannabinoidunternehmen e.V. möchte auch den Markt regeln

Eine Stimme der pharmazeutischen Cannabinoidunternehmen möchte auch der Bundesverband pharmazeutischer Cannabinoidunternehmen e.V werden, der sich in Berlin am 16.09.2020 zu seiner offiziellen Gründungsveranstaltung einfand.

Auch hier werden die drei bereits genannten Unternehmen Mitglieder sein, während weitere Firmen aus der Branche unter diesem Dach zusammenfinden. Der BPC will seinen Mitgliedern als Forum für Informationen, Austausch und Meinungsbildung zur Seite stehen und optimale Bedingungen rund um die Versorgung mit medizinischem Cannabis für Patienten und Patientinnen kreieren, damit eine maßgebliche Verbesserung der Lebensqualität erreicht werden kann, heißt es seitens des Vorstandes.

Auch hier wird aber eindeutig vermittelt, dass nur ein spezieller Kreis der Anbieter von Cannabinoid-Produkten geeignet ist, den Markt zu bedienen. Zählt man nicht zu den auserwählten Unternehmen, wird man kaum von der Lobbyarbeit des Verbandes profitieren können und gilt wohl weiterhin als Trittbrettfahrer in der vielversprechenden Branche der deutschen Cannabionid-Companies, der somit ein generelles CBD-Verbot aus der Sicht der sich zusammenschließenden Big-Player wohl verdient hätte.

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Fazit

Die Ungerechtigkeit, die bislang zu vielen seriösen CBD-Herstellern zuteilwurde, wird durch die Gründung von exklusiven Lobbyverbänden innerhalb der CBD-Branche kaum verhindert werden. Möglicherweise können die Mitglieder der vorgestellten Vereinigungen zwar ein wenig Aufklären und die Sichtweise in Politik und Öffentlichkeit zum Positiven verändern, doch es ist davon auszugehen, dass hier ausschließlich für die Beteiligten gearbeitet wird.

Skeptisch können Marktteilnehmer das Treiben auch beobachten, da die Kriterien der Mitgliederauswahl nicht offen dargelegt werden und die Bewerbungsverfahren bislang nicht angesprochen wurden. Bemerkenswert ist dazu auch, dass die Produzenten der bei bekannten Drogerieketten gehandelten CBD-Öle – die bislang ohne jegliche Polizeieinsätze und Beschlagnahmungen unter Missachtung der allgemeinen Gleichbehandlung als Nahrungsergänzungsmittel verkauft werden konnten – nicht zu den Gründungsmitgliedern der vorgestellten Verbände zählen.

Auch wenn der Versuch, Qualitätsstandards sowie Rechtssicherheit verbindlich herzustellen – und damit ein CBD-Verbot zu verhindern – lobenswert erscheint, so wirkt die Herangehensweise, die einen Großteil der Branchenteilnehmer regelrecht diffamiert, nicht sonderlich vertrauenswürdig, sondern eher eindeutig geschäftsorientiert.

Die Firma Cannamedical griff beispielsweise selbst auf die Strategie zurück, Verkäufer von CBD-Produkten bei den Behörden zu melden und von den Anbietern einen Vertriebsstopp einzufordern. Selbst spricht man aber davon, bloß eine rechtliche Aufklärung der Situation voranzutreiben. Es scheint daher so, als wolle man die Konkurrenz mit systematischem Druck ausschalten, während die eigenen Einnahmen auf diesem politisch gegangenen Weg gesichert und erhöht werden, auch wenn das vehement dementiert wird.

Bedauerlich ist dabei insgesamt auch der Umstand, dass sich ein Großteil der auf dem Markt agierenden Unternehmen bislang nicht zusammenschloss und an eigenen Ideen für eine Verbesserung der Grundsituation arbeitete. So überlässt man den etablierten Unternehmen die Chance, während der Staat mit allen Mitteln sporadisch gegen kleinere Firmen voranschreitet.

Die Skepsis gegenüber dem CBD-Markt nimmt daher vielleicht also eher zu als ab, während die Unsicherheit bezüglich eines möglicherweise eintretenden CBD-Verbotes bestehen bleibt.

Der Artikel „gutes CBD – schlechtes CBD“ von MZE ist am 21. September 2020 bei uns veröffentlicht worden.

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Angelika Koch

Angelika Koch

Angelika ist eine passionierte Autorin und Expertin auf dem Gebiet des Cannabis-Lifestyles. Mit ihrer jahrelangen Erfahrung in der Branche hat sie sich nicht nur ein umfassendes Wissen über den Anbau und die Verwendung von Cannabis angeeignet, sondern auch über die politischen und rechtlichen Aspekte, die damit einhergehen. Ihre Art zu schreiben ist gekennzeichnet durch ihren unverwechselbaren, freundlichen Stil, der sowohl informativ als auch unterhaltsam ist. In ihren Artikeln vermittelt sie nicht nur praktische Tipps zum Anbau von Cannabis, sondern auch spannende Einblicke in die vielfältigen Möglichkeiten, wie man Cannabis in den Alltag integrieren kann.