Reefer Madness (1936)

Reefer Madness (1936)

Hanfseite präsentiert den Stoner Movie der Woche: Reefer Madness

Zitate

„Reefer Madness, der Film, den Sie gleich sehen werden, könnte Sie erschrecken. Anders wäre es aber nicht möglich gewesen, den schrecklichen Tribut der neuen Bedrohung, welche die Jugend Amerikas in alarmierend zunehmenden Zahlen zerstört, ausreichend zu verdeutlichen. Marihuana ist diese Droge – ein gewalttätiges Narkotikum – eine unaussprechliche Geißel – The Real Public Enemy Number One!

Seine erste Wirkung ist plötzliches heftiges und unkontrollierbares Lachen. Darauf folgen gefährliche Halluzinationen – der Raum dehnt sich aus – die Zeit verlangsamt sich, steht fast still … als nächstes kommen starke Ideen, welche monströse Extravaganzen hervorrufen – gefolgt von emotionalen Störungen, der völligen Unfähigkeit, Gedanken zu lenken, der Verlust jeglicher Kraft, physischen Emotionen zu widerstehen … was schließlich zu schockierenden Gewalttaten führt … und oft in unheilbarem Wahnsinn endet.

Bei der Vorstellung seiner seelenzerstörenden Wirkungen wurde kein Versuch unternommen, sich eindeutig zu äußern. Die Szenen und Vorfälle, die für die Zwecke dieser Geschichte fiktionalisiert wurden, basieren auf tatsächlichen Untersuchungen der Ergebnisse der Marihuana-Sucht.

Wenn ihre krasse Realität Sie zum Nachdenken anregt und Sie darauf aufmerksam macht, dass etwas getan werden muss, um diese schreckliche Bedrohung auszurotten, dann hat dieser Film seinen Zweck nicht verfehlt … Weil das schreckliche Marihuana möglicherweise als nächstes nach Ihrem Sohn oder Tochter greift!“- Intro Monologue von Reefer Madness

Reefer Madness
Reefer Madness: „Marihuana ist die gewaltigste Droge in der Geschichte der Menschheit.“- Harry J. Anslinger (1937)

Intro

Der amerikanische Film Reefer Madness ist einer der frühsten Beispiele für einen Film, der nicht nur versucht hat Eltern, Schüler und Studenten aufzuklären, sondern das Herz und die Seele Amerikas zu retten und damit auch das der ganzen Welt.

Zwischen 1936 und 1938 erschien der Aufklärungsfilm (welcher von Kiff-Junkies heutzutage als „Propaganda-Film“ betitelt wird) mit dem Namen Tell your Children in manchen amerikanischen Kinos. Der Name änderte sich von Staat zu Staat und wurde über die Jahre auch unter den Namen Doped Youth, The Burning Question, Dope Addict und Love Madness den Zuschauern als Warnung verkauft, niemals Satans Salat zu probieren.

Der Name Reefer war in den ’20 und ’30 Jahren ein Synomym für Marihuana an sich, stand aber auch für „Joint“ und war damals der angesagte Begriff, der in der Szene benutzt wurde. Man kann den Begriff auch in dem einen oder anderen Jazz und Blues Song der Zeit hören, denn unter Musikern war Marihuana damals genauso beliebt, wie es heute noch ist.

Reefer Madness war einer von vielen Filmen, welche als Waffe gegen den Zerstörer der (weißen) Jugend eingesetzt wurde: Marihuana. Nur durch das Verständnis und die Weißheit damaliger Christen, konnte der Film gemacht werden und von Dwain Esper entdeckt und gekauft werden.

Dieser verbesserte noch ein paar Szenen, damit diese destruktive Droge auch so realitätsgetreu wie möglich dargestellt wurde (und die erotischen Shots ein wenig länger dauern). Weitere Filme, welche versuchten den Kampf des guten Mannes zu unterstützen, waren Iwan Esper’s Marihuana (1936) und Elmer Cliftons Assassin of Youth (1937).

Aber auch wenn die Anstrengung dieser guten Männer vielen Kindern ein Leben voller Mord, Vergewaltigung und Wahnsinn erspart haben, konnten doch nicht alle gerettet werden.

Deshalb ist es heute genauso wichtig wie früher, dass Reefer Madness besprochen und analysiert wird, damit nicht noch mehr unter den Rausch einer Droge „… die gefährlicher als Heroin und Kokain ist“ fallen (Henry Anslinger, Vorsitzender des Federal Bureau of Narcotics von 1930-1962 und der Mann, dem wir viele der heutigen Desinformation über Hanf zu verdanken haben. Ups, bin aus der Rolle gefallen).

Reefer Madness
Reefer Madness: Wenn das schreckliche Monster Frankenstein Marihuana gegenüberstehen würde, würde er vor Schreck tot umfallen ‚‚- Harry J. Anslinger (1938)

Die Vorgeschichte

Vielleicht fragst du dich gerade, geehrter Leser, wie es überhaupt dazu kam, dass solch ein extremer Film wie Reefer Madness überhaupt gedreht werden musste. Nun, wie so oft „im zivilisierten weißen Westen“ war es die Schuld von Immigranten.

Nach der mexikanischen Revolution von 1910 strömten Heerschaaren und Armeen an mexikanischen Immigranten in das schöne Amerika. Alle, vor allem die Männer, waren darauf getrimmt guten Amerikanern nicht nur ihre Jobs, Frauen und Land zu stehlen, sondern auch ihre Kinder und Jugendlichen von einem Kraut der Verdammnis abhängig zu machen: Marihuana.

„Es wurde nur als Marihuana bezeichnet, weil die Anti-Cannabis-Fraktionen die „Mexikanität“ der Droge unterstreichen wollten.“ – Matt Thompson vom NPR-Code-Switch-Blog. (Übrigens auch ein Grund, warum manche das Wort Marihuana als einen abwertenden Begriff ansehen. Verdammt, schon wieder aus der Rolle gefallen).

Von da an war der Weg nicht lang bis schlaue Männer entdeckten, das es nicht nur die Mexikaner waren, welche das „Dämonenkraut”, oder auch “Locoweed” genannt, an jeden Teenager zu verkaufen, der ihnen über den Weg lief.

Das konnte ein guter Mann wie Harry J. Anslinger natürlich nicht einfach mit ansehen. Der 1931 gewählte Vorsitzende des Federal Bureau of Narcotics, war ein Mann, der wusste, dass auch Afro-Amerikaner in ihren Jazz Clubs, Menschen einer dominanteren Hautfarbe dazu brachten, Hanf an willensschwache Männer und Frauen zu verkaufen.

Anslinger bestand weiterhin darauf, dass das Rauchen von Hanf zu „Wahnsinn, Verbrechen und Tod“ führte. Dadurch schaffte er es, dass bis Ende 1931 mehr als die Hälfte Amerikas das Kraut verbot. Reefer Madness war dadurch nur eine natürliche Zeiterscheinung einer rassistischen, xenophobischen Oberschicht, welche versuchte mit jeder Ausrede, die sie finden konnte, die konservativen und unterdrückenden sozialen und kulturellen Konditionen dieser Zeit aufrecht zu erhalten. (Ups, bin da wohl schon wieder abgerutscht und hab meine ehrliche Meinung getippt).

Nachdem die Große Depression in Amerika den Hass gegenüber Schwarzen, Mexikanern und anderen Ausländern noch verschärfte, kamen sogar noch mehr tiefgehende Fakten heraus, erforscht von den besten Wissenschaftlern und Propaganda-Enthusiasten der 1930er. Hier ein Auszug von Reader Digest, einem Magazin, das sogar in Deutschland noch aktiv ist, aus 1938:

„Letztes Jahr in Baltimore wurde ein junger Marihuana-Süchtiger wegen krimineller Übergriffe auf ein zehnjähriges Mädchen erhängt. In Chicago ermordeten zwei Jungen, die Marihuana rauchten, einen Polizisten. In Florida fand die Polizei einen Jugendlichen, der in einem menschlichen Mordhaus herumstolperte. Mit einer Axt hatte er seinen Vater, seine Mutter, zwei Brüder und eine Schwester getötet. Er konnte sich nicht daran erinnern, dieses Verbrechen begangen zu haben.

Als ein eigentlich vernünftiger und ruhiger junger Mann wurde er aber durch das Rauchen von Marihuana verrückt. Marihuana erwies sich sogar als Ursache in mindestens zwei Dutzend weiteren Fällen von Mord und degenerierten sexuellen Angriffen.“

Reefer Madness
Negro-Entertainer mit ihrer Jazz- und Swing-Musik sind der Grund für das Wachsen des Marihuanakonsums, bei dem weiße Frauen mit ihren Füße klopfen.“- Harry J. Anslinger (1938)

Summary

Ehrlich gesagt fällt es mir recht schwer weiterhin in diesem sarkastischen Ton zu schreiben. Die Umstände unter welcher Reefer Madness geschaffen wurde sind, in jeder Hinsicht, grauenhaft oberflächlich und erschreckend manipulierend. Aber meine Artikel wären ja nicht komplett, wenn ich dir nicht erzählen würde, worum es in dem Film geht.

Da Reefer Madness aber nur knapp eine Stunde geht, ist es schwer nicht zu viel zu verraten. Falls du den Film also in seinem vollen Wahnsinn genießen willst, ist es kein Problem diesen Teil zu überspringen.

In der Geschichte geht es hauptsächlich um zwei Schüler (die Klasse wird nicht verraten, aber ich schätze, es wäre die 12te), Mary und Bill. Beide erzielen hohe Noten in der Schule, sind gut in Sport und fangen gerade eine Beziehung mit dem anderen an.

Sie sind solch ein wundervolles Abbild der perfekten 1930er Jugend, dass Bill sogar zusammen mit Mary Shakespeare rezitiert, was natürlich zum ersten Kuss der beiden führt. Danach trifft Bill Mary’s Bruder Jimmy, welcher mit ihm zu einer Hausparty von Jack und Maes fährt, zwei Gras-Dealern, welche den sonst so schlauen Bill zu seiner ersten Hanfzigarette verführen.

Der arme Junge verliert während des Films natürlich alles was er hat, während Jimmy sogar einen von zwei Morden in diesem Film begeht und Ralph, ein „Graß-Junkie“, welcher durch den Gebrauch des grünen Zeppelins immer wahnsinniger wird. Mehr werde ich nicht verraten…

Reefer Madness
Reefer Madness: „Marihuana lässt Schwarze denken sie seien so gut wie weiße Männer.“- Harry J. Anslinger (1937)

Cast und Crew

Dorothy Short, welche Mary spielt, machte noch in mehreren weiteren Filmen mit, da ich aber kein Aficionado von Filmen pre-1970 bin, kann ich nur sagen, dass keiner ihrer Filme heutzutage noch nennenswert ist. Neben Reefer Madness spielt sie auch in einem weiteren Propaganda Film der 30er mit, Assassin of Youth (1938) als Marge und in Where the Buffalo Roam. Einem Film, den ich zwar nicht gesehen habe, der aber einen Titel mit einem sehr guten Film über Hunter S. Thompson teilt, in welchem Bill Murray den berüchtigten Journalisten spielt.

Sie heiratete Dave O’Brian, welcher eine sehr viel längere Filmographie hat, die aber auch nichts Nennenswertes enthält. Aber 1961 gewann er sogar einen Emmy für bestes Drehbuch in einer Comedy-Serie. Wie das passiert ist, weiß auch nur der Herr im Himmel, aber da der schon seit einer Weile meine Anrufe ignoriert, machen wir einfach weiter.

Kenneth Craig, der Schauspieler von Bill, hatte keine weiteren Filme. Der Schauspieler von James Carleton Young, hatte dagegen mehr (wahrscheinlich sogar den meisten) Erfolg. Mit über 235 Film- und Fernsehproduktionen, hat er sogar in mehr Produktionen mitgemacht als Nicolas Cage (ca. 110+).

Viele seiner Filmen sind heut sogar Klassiker und werden heute noch von Filmstudenten auf ihre Machart analysiert (welche aber wahrscheinlich auch die einzigen bleiben werden): Dick Tracy (1937), The Day the Earth Stood Still (1951), Walt Disney’s 20.000 Leagues Under the Sea und sogar Hitchcocks North by Northwest.

Thelma White spielte die Mae, welche zwar auch keine größeren Filme hatte, aber sagte das Reefer Madness eine „Bombe“ war, welche ihre gesamte Filmkarriere zerstörte. Wie wahr dem war sei dahingestellt, für Louis J. Gasnier, dem Regisseur, war es auf jedenfall der vor-vorletzte Film, welchen er drehte.

Reefer Madness
Marihuana führt zu Pazifismus und kommunistischer Gehirnwäsche.- Harry J. Anslinger (1948)

Fazit

Reefer Madness ist ein Film, den jeder Cannabiskonsument, ob via Joint, Vaporizer, Bong oder Edibles, gesehen haben sollte. Natürlich ist er aus heutiger Sicht eine Komödie, welche mich mehr zum Lachen gebracht hat als alles was Adam Sadler nach 2010 rausgebracht hat. Trotzdem ändert das nichts daran, wie ernst man Reefer Madness auch nehmen sollte und das aus mehreren Gründen.

Der erste wäre der Offensichtlichste: die Dämonisierung von Hanf, seine Gleichstellung mit Heroin und mentalen Krankheiten, sowie die Lügen welche Anti-Cannbis Aktivisten sogar heute noch nutzen, um eine Pflanze, welche mehreren Menschen jeden Tag hilft, weiterhin illegal zu halten.

Zweitens, zeigt er, wie die patriarchische Gesellschaft des frühen 20ten Jahrhunderts, Frauen unterdrückte und in eine Nische gesteckt hat, damit sie weiterhin die unterwürfige Hausfrau als Ideal-Symbol darstellten. Die perfekte Frau in Reefer Madness war fügsam, lachte über die Witze eines Mannes und war schlau genug, um die Schule zu bestehen, aber nicht um einen eigenen Job nach der Hochzeit zu haben.

Die schlechte Frau war hingegen hinterfragend, hysterisch und in jeglichen Wegen sexuell aktiv. Was bis jetzt einen bitteren Nachgeschmack hinterläss, wird noch ungenießbarer, wenn man den dritten Grund in die Suppe wirft: Rassismus.

Davon ab, dass natürlich keine Mexikaner oder Afro-Amerikaner in dem Film mitmachten, wurde Jazz Musik und seine Umgebung als ein Einstiegsloch in die Welt der Drogen und des Mordes dargestellt. Eine Musikrichtung, welche zu der Zeit am meisten in Gegenden mit wenig Einkommen gespielt wurde, welche auch hauptsächlich von Schwarzen und EInwanderern bewohnt wurden.

Aber warum ist all das überhaupt wichtig, wenn man nur über einen Propagandafilm redet? Weil wir heutzutage an Gleichheit, Akzeptanz und Freiheit glauben (jedenfalls hoffe ich das von dir) und der Akt diesen Film zu gucken und gleichzeitig stoned zu sein, nicht einfach ein witziger Zeitvertreib ist.

Es ist ein Akt der Rebellion. Ein Weg den Menschen zu gedenken, deren Leben durch Pseudo-Wissenschaft und Angst zerstört wurde und immer noch werden. Deshalb kann ich dir nicht sagen, was oder wie du rauchen solltest, wenn du die Intro-Melodie von Reefer Madness hörst. Denn egal wie du ihn siehst, er ist ein Testament der Sünden seiner Zeit.

Wenn ich dir noch eine Sache mit auf den Weg geben kann, bevor ich meine letzten Zeilen schreibe, dann, dass du nicht vergisst zu lachen. Die Absurdität und Ignoranz sollte nicht etwas sein dem wir Macht geben, indem wir um sie trauern. Wir sollten lachen, damit wir nicht vergessen, dass es Hoffnung auf Veränderung gibt.

Mit grünen Grüßen,
Mac.

Hier der Film in der Original-Version von 1936

Der Beitrag „Reefer Madness“ von Collin Mac Röll ist am 05. September 2020 erschienen.

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Angelika Koch

Angelika Koch

Angelika ist eine passionierte Autorin und Expertin auf dem Gebiet des Cannabis-Lifestyles. Mit ihrer jahrelangen Erfahrung in der Branche hat sie sich nicht nur ein umfassendes Wissen über den Anbau und die Verwendung von Cannabis angeeignet, sondern auch über die politischen und rechtlichen Aspekte, die damit einhergehen. Ihre Art zu schreiben ist gekennzeichnet durch ihren unverwechselbaren, freundlichen Stil, der sowohl informativ als auch unterhaltsam ist. In ihren Artikeln vermittelt sie nicht nur praktische Tipps zum Anbau von Cannabis, sondern auch spannende Einblicke in die vielfältigen Möglichkeiten, wie man Cannabis in den Alltag integrieren kann.