Cannabis und Jazz

Cannabis und Jazz

Die Rolle von Cannabis in der Jazz-Musik

Musik ist die Sprache des Herzens. Cannabis wird dagegen gern als die Hefe des Denkens bezeichnet. Verbindet man beide Genüsse, ergeben sich ungeahnte Erfahrungen, die spürbar alle Reizrezeptoren des menschlichen Wesens ansprechen.

Natürlich genießen Cannabiskonsumenten daher gern zu ihrem Rauschmittel die komponierten Klangfolgen ihrer Lieblingskünstler und Bands, um mit den besten Stücken eins zu werden und auf den gespielten Noten richtig abzuheben.

Schon früh ließ sich der Cannabiskonsum mit musikalischen Entwicklungen verbinden, was wiederum auch einen Effekt auf die Betrachtungsweise des grünen Krautes hatte.

Insbesondere die Jazz-Musik steht hierfür als Paradebeispiel parat, da nicht nur die Entwicklung des Gespielten durch gerauchten Hanf vorangetrieben, sondern auch die reguläre Handhabung der einst vollkommen legalen Pflanze vollständig verändert wurde.

Cannabis und Jazz bilden aus diesem Grund eine gemeinsame Geschichte, die leider zu einem großen Teil von blindem Rassismus und abstrusen Vorurteilen geprägt ist. That‘s not cool!

Die Anfänge der Jazz-Musik

Der Beginn der Jazz-Kultur ist eng mit der Sklaverei in den Vereinigten Staaten verknüpft. Hier, wo eine gewisse Gruppe Menschen aufgrund ihrer Hauptfarbe nicht in den Einklang mit der restlichen Bevölkerung gesetzt wurde, entwickelte sich die neuartige Musikrichtung Anfang des 20. Jahrhunderts aufgrund der strengen Ausgrenzung.

Cannabis und Jazz
Cannabis und Jazz: Improvisation ist Teil der Musik

Während das Leben somit kontrolliert wurde und ohne viele Rechte geführt werden musste, konnten die zumeist schwarzen Musiker im Jazz alle Freiheiten genießen. Auch wenn Jazz-Musik gewissen Regeln folgt, machten Improvisation, Kreativität und die Chemie zwischen den einzelnen Instrumenten stets einen Großteil der gesamten Kunstform aus.

Dies ließ die weiße Elite mit einer gewissen Verachtung auf den kreierten Sound blicken, da es für einige dieser Personen bloß nach einer unstrukturierten und leicht chaotischen Geräuschkulisse klang.

Cannabis und Jazz wurden somit argwöhnisch betrachtet, schließlich nutzten viele Nachkommen der amerikanischen Sklaven bereits zu dieser Zeit das grüne Kraut, um zumindest zeitweise zu vergessen, in welcher ungerechten Situation sie sich bislang befanden. Spielte man dann zusammen Jazz, lockerte der gemeinsame Cannabisrausch das gesamte musikalische Geschehen auf und förderte die Entdeckung von neuartigen Klängen, Rhythmen und Spielweisen.

Begründet liegen soll die Entwicklung von Jazz-Musik in den Rotlichtbezirken im New Orleans der frühen 1900er Jahre, wo sich zu Beginn ausschließlich afroamerikanische Musiker in den Bordellen, Saloons und Tanzklubs auf den Bühnen zum gemeinsamen musizieren einfanden. Im Laufe der Zeit stießen aber auch Musiker europäischen Ursprungs zu dem bunten Treiben und wurden vom schwarzen Jazz und grünen Cannabis schnell überzeugt.

Nachdem der bekannte Rotlichtbezirk Storyville 1917 in New Orleans geschlossen wurde, zog ein Großteil der arbeitslos gewordenen Künstler in das nächste große Zentrum der neuen Musikrichtung: Chicago.

Cannabis und Jazz: Jazz und die Prohibition

Was die Menschen aus der Karibik und aus Südamerika bereits seit langer Zeit verwendeten, war im weiß regierten Nordamerika für viele Menschen etwas gänzlich Neues. Cannabis kam dazu auch über mexikanische Flüchtlinge ins „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“, sodass neben den ungewohnten Gesichtern auch ein bislang unbekanntes Rauschmittel erstmals von der selbst einst eingereisten Bevölkerung der USA mit Skepsis wahrgenommen wurde.

Cannabis und Jazz
Cannabis und Jazz: spontanes Jammen ist Teil der Kultur

Die sogenannte „Marijuana Menace“ oder „Reefer Madness“ wurde somit schnell von der weißen Schicht mit Immigranten, Armen oder „Andersfarbigen“ in Verbindung gebracht, was dann selbstverständlich auch auf die ungewohnten Klänge der zumeist dunkelhäutigen Jazz-Musiker übertragen wurde.

Dies passte besonders einer Person aus der Riege des Federal Bureau Of Narcotics gut in den Kram, schließlich hatte der rassistische Leiter der Institution – Harry J. Anslinger – aufgrund des gescheiterten Alkoholverbotes aktuell selbst akute Angst vor eigener Arbeitslosigkeit. Um die, während der Alkoholprohibition, aufgebauten Strukturen weiterhin tatkräftig einsetzen zu können, forcierte er mittels Medienkampagnen eine auf Lügen aufgebaute Meinung in der Gesellschaft, die Cannabis und dessen Konsumenten fortan als gefährliche Subjekte wahrnehmen ließ.

Während ab dieser Zeit um 1936 besonders Menschen mit dunkler Hauptfarbe in das Spektrum der Cannabisjäger gelangten, war sich Anslinger nicht dafür zu schade, auch bekannte Persönlichkeiten aus der Jazz-Szene zu verfolgen.

Louis Armstrong, Thelonius Monk, Count Basie, Duke Ellington und Billie Holiday sind als Beispiele bekannt. In einem Interview gestand Dr. James Munch, ein Wissenschaftler, der für Harry J. Anslinger arbeite, dass Jazz-Musiker laut Anslinger auf Cannabiswirkung mehr Töne zwischen zwei Noten produzieren könnten, sodass die Musik bereichert und aufgehellt würde.

Anstatt strikt vom Blatt zu spielen, erstelle man doppelt so viel Musik, was dem Chef des Federal Bureau Of Narcotics offensichtlich nicht sehr gut gefiel. Cannabis und Jazz degradierten die vermeintliche weiße Autorität in den USA wohl einfach zu sehr, als dass man das Treiben ungestört vonstattengehen lassen konnte.

Cannabis und Jazz: Legenden des Krautes

Während sich heutzutage selbst deutschsprachige Rapper kaum mehr ohne eigene Cannabissorte in die Schlagzeilen wagen, war das in den Anfangsjahren der Jazz-Musik noch ganz anders. Cannabis und Jazz gehörten zwar oft zueinander, doch allein aufgrund der politischen Lage, der rechtlichen Stellung und der wachsenden Jagd auf vornehmlich dunkelhäutige Konsumenten konnten sich die damaligen Stars der Szene nicht derartig als Stoner outen.

Cannabis und Jazz: seit 100 jahren eine enge Beziehung

Dennoch gab es sehr viele Musiker aus dem Bereich, die dem Konsum von berauschendem Cannabis frönten und sich auch dementsprechend bezeichneten. Sogenannte Vipers genossen die Inhalation von „gage“, „tea“, „muggles“, „muta“ und natürlich „Mary Jane“. Der Begriff Viper ist darauf zurückzuführen, dass die Konsumenten, die eigentlich öfter in Instrumente bliesen, am Cannabis-Stick derartig zogen, dass das Züngelgeräusch einer Schlange nachgeahmt wurde.

Der weltberühmte Trompeter Louis Armstrong – auch als Satchmo bekannt – sagte über sein Konsumverhalten Folgendes: „Erstens ist es tausendmal besser als Whisky … Es ist ein Assistent – ein Freund, ein netter, billiger Betrunkener, wenn Sie es so nennen wollen … Gut (sehr gut) für Asthma – es entspannt die Nerven …“, „Wir haben Pot immer als eine Art Medizin angesehen, als einen billigen Betrunkenen mit viel besseren Gedanken als einem, der voller Alkohol ist“.

Blues-Legende Bessie Smith widmete dem Konsum berauschender Substanzen gleich einen kompletten Song namens „Gimme a Pigfoot and a Bottle of Beer“, in welchem die Sängerin nach einem „Reefer“ (Joint) und einer Gallone voll Gin verlangt.

Lucille Bogan ging sogar noch weiter, als sie in ihrem Song „Pot Hound Blues“ mittels Charakterstudie beschreibt, wie ein schwachsinniger Liebhaber dazu neigte, auf Kosten der Miete einen Joint zu rollen.

Cab Calloway, der eine Hauptstütze von New Yorks berühmtem Cotton Club in seiner Blütezeit der Prohibition war, besaß auch kein Unbehagen bezüglich Cannabis und Jazz und nahm beliebte Versionen von „Kickin ‚The Gong Around“, „Minnie the Moocher“ und „The Ghost of Smokey Joe“ auf.

Viele weitere Künstler dieser Zeit bekannten sich zu ihrem Cannabiskonsum und schrieben Songs mit der Thematik, sowie beispielsweise auch Trixie Smith, die in dem Lied „Jack, I am Mellow“ davon schwärmt, wie schön es ist, high zu sein und dass es sie nicht kümmert, wer von ihrer Gewohnheit weiß.

Cannabis und Jazz: Satchmo liebte sein Weed und setzte sich sogar für die Legalisierung ein

Geschichten die das Leben schrieb

Eine spektakuläre Anekdote über Louis Armstrong besagt, dass ihm einst der Präsident der Vereinigten Staaten beim Schmuggel von Cannabis behilflich gewesen wäre. Der Legende nach kam der mittlerweile von den gesamten USA geschätzte Musiker mit einem Trompetenkoffer voller Gras aus dem frisch unabhängig gewordenen Ghana zurück, wo er am Flughafen Dulles von Richard Nixon empfangen wurde.

Um seine Verehrung für den schwarzen Künstler auszudrücken, bot Nixon Satchmo seine Hilfe an und fragte, was man für ihn tun könne. Der sympathische Trompetenspieler zögerte nicht lange und bat den weißen Politiker darum, ob er nicht zur Abwechslung einmal seinen Koffer tragen könne, was zu dieser Zeit natürlich noch unüblich gewesen ist. Nixon soll daraufhin den Koffer – ohne zu wissen, was sich tatsächlich darin befand – durch die Zollüberprüfung gebracht haben, sodass Louis Armstrong sein Cannabis unproblematisch in die Heimat bringen konnte.

Es existieren verschiedene Versionen der Legende, die sich prinzipiell stets ähneln, jedoch die Umstände und Orte ein wenig verändern. So könnte sich die Geschichte mit dem Koffer auch am Flughafen Orly in Paris abgespielt haben, oder aber bei der Einreise von Satchmos Band nach Russland.

Sicher scheint, dass der spätere US-Präsident Richard Nixon – der für den Begriff „War on Drugs“ berühmt und berüchtigt ist – aufgrund seiner Verehrung für Louis Armstrongs selbst einmal unfreiwillig zum Cannabisschmuggler wurde, ohne es zu wissen.

Cannabis und Jazz zum Verlieben

Seit der Erfindung der ersten Jazz-Musik hat sich der Stil stark verändert und weiter entwickelt. Heutzutage gibt es unzählige Sparten dieser Richtung, die jedem Musikliebhaber etwas bieten können.

Zwischen dem ersten New Orleans Jazz und dem modernem Electroswing lassen sich mindestens zwanzig verschiedene Jazz-Richtungen finden, die zwar alle gewissen Methoden der Jazz-Musik folgen, jedoch akustisch vollkommen anders wahrgenommen werden.

Während mancher Liebhaber sich vollends auf Fusion-Jazz fokussiert, sind andere Menschen von den psychedelischen und virtuosen Kompositionen schnell überfordert. Während Genießer sich Cannabis und Jazz der frühen Zeiten gönnen, ist anderen Stonern der Cool-Jazz-Sound auf die Dauer einfach zu eintönig.

Free Jazz hingegen gehört wohl zu der Kategorie, für die man einfach gemacht sein muss, schließlich gilt hier die Prämisse, einem freien und ungebundenen Improvisationsspiel aller Instrumenten zeitgleich zu lauschen, was tatsächlich nicht von vielen Menschen genossen wird.

Die Entwicklung derartiger musikalischer Freiheiten und die daraus folgende Evolution der Jazz-Musik machen aber den Charme aus und lassen tief darauf blicken, dass die Einwirkung von Cannabis in der Szene gewaltig gewesen ist. Cannabis und Jazz gehören zusammen wie zwei Seiten einer Medaille – zum Verlieben!

Cannabis und Jazz: Das Fazit

Aber die Jazz-Musik war nicht die einzige Musik, die von Cannabis beinflusst war, oder auch heute noch ist. Neben dem Jazz kann man auch im Blues häufig Referenzen an den Reeferman oder Cannabis finden.

In diese Zeit passt auch die Rembetiko Musik aus Griechenland, die Musik der aus dem osmanischen Reich Vertriebenen, die nur vom Kiffen, Haschisch und der Liebe dazu handeln. Das alles noch 60 – 70 Jahre vor den Hippies und Blumenkindern oder Bob Marley und dem Reggae.

Und heute…? Heute ist Cannabis ein fester Bestandteil der Popkultur im Ganzen und der „Underground-Musik“ im Besonderen. Jeder Hip-Hopper/Rapper, der was auf sich hält, hält einen Blunt in die Kamera und auch im Alternative-Indie-Rock wird geraucht was nur geht.

Die Musikbranche ist neben anderen eine Branche mit hoher Kifferdichte und Toleranz für Cannabis. Kreative wissen warum…

Dope Tracks für die Ohren

Und wenn Sie mal Lust haben alte Reefersongs aus den `20 bis ´40 Jahren zu hören, hier gibt es was für die Ohren…

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Der Artikel „Cannabis und Jazz“ von MZE ist am 4. Oktober 2020 erschienen.

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Angelika Koch

Angelika Koch

Angelika ist eine passionierte Autorin und Expertin auf dem Gebiet des Cannabis-Lifestyles. Mit ihrer jahrelangen Erfahrung in der Branche hat sie sich nicht nur ein umfassendes Wissen über den Anbau und die Verwendung von Cannabis angeeignet, sondern auch über die politischen und rechtlichen Aspekte, die damit einhergehen. Ihre Art zu schreiben ist gekennzeichnet durch ihren unverwechselbaren, freundlichen Stil, der sowohl informativ als auch unterhaltsam ist. In ihren Artikeln vermittelt sie nicht nur praktische Tipps zum Anbau von Cannabis, sondern auch spannende Einblicke in die vielfältigen Möglichkeiten, wie man Cannabis in den Alltag integrieren kann.