Harold und Kumar Teil 1

Intro

Nach Easy Rider, welchen wir vor zwei Woche hatten, ist Harold und Kumar ein notwendiger Tempowechsel. Denn auch wenn Easy Rider ein Film ist, den man mit seinem besten Freund in Zeiten des Aktivismus sehen kann, ist Harold und Kumar (Originaltitel: Harold and Kumar go to White Castle) ein Film, den man am besten in Zeiten des Fressflash’s gucken sollte.

Harold und Kumar ist eine breite und witzige Hymne an das Gefühl das einen Menschen überkommt, wenn Körper und Geist zeitgleich nach Frittiertem und Süßem schreien. Als kleines Dankeschön an die beiden hat White Castle sogar sammelbare „Harold und Kumar-Becher“ verkauft, was übrigens das erste Mal war, das eine Fast-Food-Kette, Werbung für einen Film gemacht hat der ab 18 war. In Amerika jedenfalls.

In der Republik deiner Wahl war er ab 12. Weiterhin hat der Film meine eigene Kreativität so sehr angeregt, dass ich schon vor ein paar Monaten angefangen haben einen Rasta-Freund von mir Kommerzhippie zu nennen. Er steht vielleicht nicht so darauf wie ich, aber du wirst sicher auf den Rest des Artikels stehen, also fangen wir mal an.

Summary

Harold und Kumar sind zwei Stoner, die unterschiedlicher nicht sein können. Der eine ist ein hartarbeitender Junoir-Analyst in einer großen Firma, in welcher er von seinen Mitarbeitern ausgenutzt wird und der zu unsicher ist, um das Mädchen seiner Träume anzusprechen.

Der andere ist ein Dauerkiffer, welcher nichts mehr will als den Tag über baked auf der Couch zu liegen und nichts weniger will, als bei einem Vorstellungsgespräch zu zeigen, dass er ein medizinisches Genie ist.

Wie es dazu gekommen ist, dass die beiden zusammen in einer WG wohnen, ist mir ein Rätsel. Aber dass sie zusammen wohnen, ist ein Glück, denn Harold und Kumar spiegelt sehr gut wieder, wie es ist in einer Stoner-WG zu leben (obwohl ich hier nur als Gast bei Stoner-WG’s sprechen kann).

Es gibt immer einen, der versucht sein Leben so gut wie möglich auf die Reihe zu kriegen, sowie die Küche sauber zu halten (welche meistens aussieht wie Aleppo 2018) und einen, dem alles scheiß egal ist, soweit die Couch keine Flecken hat und die Spielekonsole noch am Laufen ist.

Harold und Kumar haben sogar ein Devils Harvest Poster an ihrer Wand, was ein Anti-Marijuana Propaganda Film der 40er ist. Über einen weiteren, Reefer Madness, habe ich sogar vor ein paar Wochen eine Review geschrieben, welcher auf die Thematik der Propagandafilme der Zeit eingeht. Aber weg mit der Eigenwerbung und weiter mit der Analyse:

Als Harold und Kumar eines Abends alleine buffen, sehen sie eine Werbung für einen Fast Food Laden, welchen wir hier in Deutschland leider nicht haben, namens White Castle. Nach einer Aufnahme, welche das Essen aussehen lässt wie das Ambrosia der Götter, beschließen die beiden sich auf den Weg nach White Castle zu machen, um ihre gierigen Munchies zu stillen.

Auf dem Weg treffen Harold und Kumar auf die „extremsten“ Rassisten der frühen 2000er, einen polygamen Hinterwäldler, Neil Patrick Harris (in Deutschland besser bekannt als Barney Stinson), eine entflohene Cheetah, zwei Frauen mit den unangemessensten Darmproblemen und noch so viel mehr. Halt ein ganz normaler Dienstagabend in einer Stoner-WG.

Cast & Crew

Als erstes haben wir John Cho, welcher Harold Lee spielt. Ein sehr charmanter Schauspieler, welcher Harold wiedergibt wie kein zweiter. Davon ab, dass der Mann mit 48 immer noch aussieht wie mitte-30, ist er, abgesehen von der Harold und Kumar Trilogie, auch in sehr vielen anderen guten Filmen zu sehen.

Ganz vorne natürlich den fünf Hauptfilmen von American Pie (1999-2012), Smiley Face (2008, ein Film dem wir uns noch widmen werden) der Star Trek Trilogie (2009-2016), Columbus (2017) Between Two Ferns. The Movie (2019) und The Grudge (2020).

Er hatte sogar kurzzeitig seine eigene Twitter-Kampagne mit dem Namen „#StarringJohnCho“ gehabt, in welcher Fans sein Gesicht in Filme gephotoshopped haben, um auf die kleine Menge von asiatischen Schauspielern in Hollywoodfilmen aufmerksam zu machen und lasst mal ehrlich sein, es gibt nicht sehr viele. Aber der Anstieg an asiatischen Filmen auf Netflix, der größten Streaming-Plattform der Welt, macht Hoffnung, dass der Trend sich bald ändert.

Als nächstes auf der Liste ist Kal Penn, welcher natürlich Kumar Patel spielt. Zu dem Mann gibt es eine Menge zu sagen, viel mehr als ich in diesem kurzen Artikel aufzählen kann, also fangen wir erstmal langsam an. Als erstes raucht der Mann kein Gras („[…] es ist einfach nichts für mich“) und isst kein Fleisch, weshalb seine Burger am Ende des Films sogar vegetarisch waren.

Seine bekanntesten Filme waren, neben der Harold und Kumar Trilogie, Van Wilder (2002), Van Wilder: The Rise of Taj (2006) und Superman Returns (2006), was ganz klar zeigt, dass seine Filmkarriere nicht sein künstlerischer Fokus ist.

Dieser liegt eher auf Serien wie House, wo er einer der Protagonisten der 4ten und 5ten Staffel war, How I Met your Mother und Designated Survivor, wovon ihr drei Staffeln auf Netflix gucken könnt. Seine neuste Rolle wird in der 2021er Serie Clarice sein, wo es um Clarice Sterling aus Das Schweigen der Lämmer geht.

Aber viel beeindruckender sind seine politischen Aktivitäten. Der Mann wurde 2009 Associate Director of the White House Office of Public Engagement and Intergovernal Affairs(??). Frag mich nicht, was genau in dieser Abteilung des Weisen Hauses passiert, aber er arbeitete unter Obama und war sogar sehr aktiv in seiner Wiederwahlkampagne.

Kurzzeitig nahm er eine Pause von seinem Beruf, nur um den dritten Teil der Harold und Kumarr Trilogie zu drehen, etwas wofür sich jeder Fan natürlich bedankt. 2013 wurde er sogar Mitglied des Presidents Committee on the Arts and Humanities, aber 2017 kündigte er diese Position, als Trumps Stellungnahme gegenüber den rechtsextremen Demonstrationen in Charlottesville 2017, nicht seinen Vorstellungen entsprachen (und da sag mir noch einer Stoner-Filme wären Karriere-Ender).

Rassismus ist aber generell ein Thema innerhalb und außerhalb des Films. Nicht nur werden unsere beiden Helden immer wieder mit rassistischen Vorurteilen angegriffen, sondern Kal Penn selbst wurde während des Drehs vorurteilhaft behandelt. Natürlich nicht von der Crew am Set, sondern von der Flughafen Security, welche den Mann an jedem neuen Flughafen beiseite zog und nach Drogen/Waffen durchsuchte.

Als John Cho und Danny Leiner (der Regisseur) darauf warteten, dass die Polizei damit fertig war ihn zu durchsuchen, bemerkte Leiner sogar, dass er aus Versehen ein Jagdmesser in seiner Tasche hatte (Leiner ist Hobby-Jäger) und dass die Polizisten ihn ironischerweise nicht einmal angesehen haben.

Weiterhin hat der Film eine Menge Guest-Stars, welche zwar keine größere Rolle spielen, aber trotzdem witzig sind. Darunter auch David Krumholtz, Eddie Keye Thomas und Christopher Meloni, welchen du vielleicht als den Detektiv aus Sin City 2: A Dame to kill for kennst.

Natürlich dürfen wir nicht Ryan Reynolds vergessen, welcher am Ende des Jahres (hoffentlich) in Free Guy zu sehen sein wird. Außerdem, falls du ein Fan bist, ist er auch in der Fortsetzung von The Hitmans Bodyguard zu sehen, welcher Anfang nächsten Jahres rauskommen soll.

Unvergesslich (und genau das war er) ist auch Neil Patrick Harris, welcher eine Druffie-Version von sich selbst spielt (ich hasse das Wort, aber eine bessere Beschreibung gibt es für sein Verhalten es einfach nicht). Übrigens waren es die beiden ersten Filme der Harold und Kumar Trilogie, welche NLP erst die Rolle als Barney Stinson in How I met your Mother eingebracht haben.

Jup, wieder einmal ein Grund warum jeder junge Schauspieler mit großen Hoffnungen, versuchen sollte, in einem Stoner-Film mitzuspielen. Übrigens wird NLP in Harold und Kumar immer wieder Dougie Houser genannt. Zur Info, das war eine Serie in der er als junger Schauspieler mitgemacht hat, welche hier in Deutschland 1991 auf Pro Sieben lief. Drei Jahre bevor ich geboren wurde, also mach dir keine Sorgen falls du sie nicht kennst.

Bewertung Anderer

Rotten Tomatoes74% & 80%
IMDb7,1/10
Metacritic64/100 & 8.8/10
Roger Ebert3 / 4

Das der Film 74% bei Kritikern und 80% bei Zuschauern auf Rotten Tomatoes gekriegt hat, ist für mich keine Überraschung. Der Film war einfach witzig und auch wenn du keine Boieng 747 rauchst, muss man einfach bei all den verrückten Figuren, welche durch diesen Film laufen kichern.

Mehr als IMDb’s 7.1/10 und Metacritics 64/100, möchte ich aber über die Bewertung eines Mannes reden, welchen ich sehr respektiere: Roger Ebert. Eine Kultfigur unter Filmkritikern und ein unglaublicher Mensch, mit einer großartigen Lebenseinstellung. Genau wie viele, stimme ich natürlich nicht jedem seiner Bewertungen zu, aber trotzdem hatte er immer deutliche Kritiken geschrieben, welche voller verständlicher Argumente für seine Meinung steckten.

Was ich überraschend fand war, dass dieser Spartacus der Filmbewertung, nicht nur Harold und Kumar gesehen hat, sondern ihm auch 3 von 4 Sternen gegeben hat. Er nannte die Charaktere einzigartig und sehr verständlich. Vor allem in ihren menschlichen Wünschen, was mich innerlich irgendwie glücklich macht. Ja, auch Kritiker haben Herzen.

Fazit

Harold und Kumar ist essentielles Stoner-Kino und es wäre wahnwitzig ihn auf hungrigen Magen zu gucken, denn der Film zeigt perfekt wozu so etwas führen kann.

Das perfekte Timing, um den Film zu beginnen, wäre nach einem leichten Sativa und direkt nach der Bestellung bei einer Fast-Food-Kette deiner Wahl. Salate, auch wenn sie deinem Magen besser tun als ein fettiger Hamburger, sind hier fehl am Platz. Deftige und fettige Hausmannskost sind hier gerade noch erlaubt aber Burger, Pizza und Calzone sind hier die Stammutensilien auf die jeder Zeppelin-Ingenieur zurückgreifen sollte.

Am Ende muss ich noch sagen, dass der Film mich einfach glücklich macht. Harold und Kumar erinnert mich an eine leichtere Zeit in meinem Leben (was komisch klingt, weil ich erst 26 bin) und dass es gut tut, mal zwei Stunden irgendwo hinzufahren, nur um für einen kleinen Moment glücklich zu sein.

Aber nicht so etwas wie einen Freizeitpark oder ein Campingtrip. Ich meine ein Ziel, dessen Befriedigung nur ein paar Minuten dauert, aber mir dafür für immer im Herzen bleibt. Etwas, das zeigt, dass die schönsten Momente vergänglich sein müssen. Eine Reise, die mir nicht demonstriert wie schön das Ziel ist, sondern wie viel mir der Weg zeigen kann.

Mit grünen Grüßen,
Mac

Der Artikel „Harold und Kumar“ ist am 2. Oktober 2020 erschienen

Alle Stoner Movies der Woche:
Leaves of Grass
Cheech & Chong – Viel Rauch um Nichts
How High
Dude
Bill und Ted’s verrückte Reise durch die Zeit
The Big Lebowski
Half Baked
Bill und Ted – Face the Music
Reefer Madness
Easy Rider
Henghasch – Mord mit Aussicht
Harold und Kumar 1
Strange Wilderness
American Ultra
Harold und Kumar 2
Fritz the Cat
„Ey Mann wo is mein Auto?“
Fear and Loathing in Las Vegas

Das Stonermovie Genre im Überblick

Harold and Kumar 1 als Podcast

Bericht über Butschi’s und Schnuffi’s Stonermovie Podcast

Angelika Koch

Angelika Koch

Angelika ist eine passionierte Autorin und Expertin auf dem Gebiet des Cannabis-Lifestyles. Mit ihrer jahrelangen Erfahrung in der Branche hat sie sich nicht nur ein umfassendes Wissen über den Anbau und die Verwendung von Cannabis angeeignet, sondern auch über die politischen und rechtlichen Aspekte, die damit einhergehen. Ihre Art zu schreiben ist gekennzeichnet durch ihren unverwechselbaren, freundlichen Stil, der sowohl informativ als auch unterhaltsam ist. In ihren Artikeln vermittelt sie nicht nur praktische Tipps zum Anbau von Cannabis, sondern auch spannende Einblicke in die vielfältigen Möglichkeiten, wie man Cannabis in den Alltag integrieren kann.